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Leibes zu bleiben. Der Kaiser selbst entsprach seiner Gemahlin durch den gleichen eigenen Entschluß. So lebten denn die beiden zusammen in Frieden und innigster Gemeinschaft der Seelen und genoßen eine Weile ein Glück, von welchem wir so wenig erfahren haben, daß wir ihm mistrauen. Das Glück wurde gestört: giftige Zungen suchten dem Kaiser die Meinung beizubringen, als sei ihm Kunigunda nicht treu, sondern pflege ehebrecherischen Umgang. Die jungfräuliche Gemahlin aber hatte ein gutes Gewißen und Muth genug, sich auf ein Gottesurtheil zu berufen, und gieng nach dem Zeugnis ihrer Zeitgenoßen zum Beweise, daß der HErr mit ihr sei, unversehrt über glühende Pflugschaaren mit entblößten Füßen. Da sah denn Heinrich, wem er zu trauen habe; er bat seine Gemahlin um Verzeihung, und das stille Glück der beiden ehelichen Seelen wurde fortan durch keine Einmischung eines andern und überhaupt durch nichts mehr getrübt, als durch den Tod. Kunigunda hatte sich nach Hessen zurückgezogen, um in Kapungen oder Kaufungen ein weibliches Benediktinerkloster zu stiften. Während sie damit beschäftigt war, nahm der HErr ihren Gemahl Heinrich aus der Zeit. Es war im Jahre 1024. Einer Frau, die so für die

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/78&oldid=- (Version vom 9.10.2016)