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können. So mag auch Paula die glückliche Römerin von 22 Jahren in mancherlei Gefahr ihrer Seele gewesen sein, als ihr der HErr den trauten Gemahl durch den Tod von der Seite nahm. Was ein solches Schicksal auf ein junges glückliches Weib für eine Einwirkung hervorbringt, können wir alle Tage erleben, selten aber werden wir im Gefolge herber Wittwentage diejenige Veränderung finden, welche an der heiligen Paula wahrgenommen werden kann. Schien sie zuvor zum Genuße des Lebens wie geschaffen, so war von nun an ihr ganzes Leben wenigstens nach der einen Seite hin in das Wort „entsagen“ zusammengefaßt. Die vornehme, verwöhnte und verweichlichte Frau ließ auf die zwei und zwanzig Jahre, welche den ersten Theil ihres Lebens ausmachen, einen zweiten Theil von sieben und dreißig Jahren folgen, während welcher sie die Abtödung ihres Fleisches und aller sinnlichen Begier sich zum zeitlichen Berufe erwählte und damit versuchte, ihren ewigen Beruf und ihre Erwählung fest zu machen. Ihre Lebensweise, ihre Kost und Kleidung, ihre Wohnung, ihr Schlafgemach, ihr Umgang, alles zeigte, daß sie sich der freiwilligen Armuth ergeben hatte und ihr zeitliches Gut nur zur Milderung

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/38&oldid=- (Version vom 2.10.2016)