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Vater Urbanus, ein bigotter Heide, Stadtvogt zu Tyro, verfolgte die Christen mit Eifer, so daß seine Tochter im Vaterhause oft genug Gelegenheit hatte, das heilige Benehmen verfolgter Glieder Christi kennen zu lernen. Der Eindruck der Leiden, welche so geduldig hingenommen zu werden pflegten, war auf Christina ein starker; sie fieng an, die Christen zu lieben, fragte dem Christentum nach, ließ sich von christlichen Frauen unterrichten und zum Empfang der heiligen Taufe vorbereiten. Ihre Liebe zu Christo wurde allmählich eine flammende, so daß sie sich einmal in ihrem Eifer hinreißen ließ, die Hausgötzen ihres Vaters zu zertrümmern, das Metall aber, welches sie davon gewann, unter die Armen zu vertheilen. Dadurch konnte ihr Inneres nicht anders als offenbar werden. Ihr Vater zog sie zur Verantwortung und hörte sich bald genug am Glauben und an der Liebe seiner Tochter zu Christo Jesu. Auf die Frage, wie sie sich habe unterstehen können, mit ihres Vaters Göttern also umzugehen, antwortete sie unverzagt: „Es gibt keinen Gott, als den Einen, den ich anbete; deine Götter sind weiter nichts, als todte, unnütze Bilder, welche dir nichts helfen können.“ Das war die Antwort, welche sie nach empfangenen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/245&oldid=- (Version vom 9.10.2016)