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sei deinem Herrn zu Willen, oder ich laße dich in den Kessel werfen, damit du Verstand bekommst.“ Die Jungfrau antwortete: „Das sei ferne, daß ein Richter so ungerecht wäre, mir zu befehlen, daß ich dem Laster und den bösen Lüsten eines Menschen diene.“ Auf diese Rede hieß Aquila die Jungfrau ausziehen und in den Kessel werfen. Sie aber rief alsbald: „Beim Haupt des Kaisers, den du fürchtest, hast du wirklich beschloßen, mich auf diese Weise hinzurichten, so laß mich nur nicht ausziehen, sondern laß mich allmählich und nach und nach in das siedende Pech versenken, damit du siehst, was für eine Geduld mir Christus, den du nicht kennst, geschenkt hat.“ So geschah ihr’s denn auch, wie sie wollte, und sie gab ihren Geist auf, als ihr das Pech bis an den Hals gekommen war, was jedoch so langsam gieng, daß nach der einen Darstellung drei Stunden darüber vergiengen, nach der andern aber eine.

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 Es ist schon erwähnt, daß der Soldat, der sie zum Tode führte, Basilides hieß. Dieser wehrte ihr auf ihrem Todeswege alle Ungebühr des Pöbels ab und behandelte sie mit wohlwollender Aufmerksamkeit, wofür ihm die Märtyrin verhieß, sie würde nach ihrem

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/210&oldid=- (Version vom 9.10.2016)