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Erbieten an Aquila, ihm Geldes genug geben zu wollen, wenn er es durch Vorstellungen oder Strenge dahin brächte, daß sich die Sclavin dem Willen ihres Besitzers fügte. Doch setzte er allerdings gleich anfangs hinzu, wenn sie von ihrem harten Sinn nicht ließe, so sollte Aquila mit ihr nach der Strenge der Gesetze verfahren. Aquila war jedoch Potamiäna gegenüber nicht glücklicher, als ihr Herr. Ihr Christus und ihre jungfräuliche Ehre blieben ungetrennt zusammen; sie wußte, daß sie in ihrem Falle von beiden keines ohne das andere besitzen konnte, und begehrte daher keine Schonung ihres Lebens um den Preiß, das Edelste hinzugeben, was eine Jüngerin Jesu unter den irdischen Gütern besitzt. Da gieng es ihr denn, wie andern, sie wurde gemartert und gefoltert.

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 Der Schmerz des Leibes machte die Standhaftigkeit ihrer Seele nicht träger. Da alles nicht zum Ziele führte, so schritt der Richter zu einem Mittel, welches grausamer als die vorigen war. Man füllte einen großen Kessel mit Pech und brachte dieses durch ein heftiges Feuer zum Sieden. Als nun der Kessel brodelnd und dampfend vor den Augen der Jungfrau stand, wandte sich der Richter zu Potamiäna und sagte: „Geh und

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/209&oldid=- (Version vom 9.10.2016)