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widerspricht Ihm? Wir bauen Ihm Kirchen und Altäre, wir nennen uns von Ihm und schreiben von Ihm unsre Jahre.“ – Ja, sie feiern Sein Andenken als eines Toten und bauen Ihm Gräber – sie sind froh, daß sie Ihn nicht sehen und verachten Seine Worte, wie man eines Toten spottet. Summa Summarum: ER ist und bleibt ein Zeichen, dem widersprochen wird. Alle Welt samt allen Teufeln bilden einen großen Chor des Widerspruchs – das Geschäft jedes einzelnen Menschen und sein Leben ist weiter nichts als ein Ton in die vielstimmigen Disharmonieen dieser Sänger. Wort und Leben stimmen zusammen, sie werden geboren, und ihr Lebenslauf heißt am Grabe: „Wir wollen eines andern warten! Denn Du bist’s nicht.“ In ihrem Leben hassen sie Ihn, und wenn ER ihnen, wenn sie sterben, Seine helfende Hand entgegenreicht, spritzen sie Ihm ihr Herzblut widersprechend entgegen und sprechen: „Ha, Nazarenus!“


III.

 Was nun Ihn anlangt, so bleibt ER dabei ruhig. ER ist ja gesetzt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird. ER bleibt ja doch, was ER ist. Schon auf Erden hat Ihm niemand ein Haar krümmen dürfen, ehe Seine Stunde kam – und da Seine Stunde kam, waren es nicht Seine Feinde, die Ihn überwältigten, sondern ER selbst gab Sein Leben dahin, nach der Macht, die ER hatte, Sein Leben zu lassen oder zu nehmen. Es half doch der Welt ihr Widerspruch nichts, ER vollführte doch Sein Werk bis zum: „Es ist vollbracht!“ Jetzt vollends, da ER auf Gottes Throne sitzt, wer will Ihm die Krone antasten? Sein Name ist über alle Namen, wer will Ihn lästern? Sein Vater hat Ihn eingesetzt zum ewigen König, wer will Ihn absetzen? ER spricht, so geschieht’s, ER gebeut, so steht’s da, was liegt daran, wenn die Erdenwürmer sich blähen und alle Schlangenbrut widerspricht? Der im Himmel sitzet, lacht ihrer – und der HErr spottet ihrer.

Ja, ob gleich alle Teufel
Ihm wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurückegehn.