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ist? – Die wahre Liebe Gottes ist aber auch eine heilige, sanfte und milde Liebe! Der ist kein Vater, der Seine Kinder nie Liebe merken läßt, des Bestreben dahin geht, jeden Schein der Liebe gegen seinen Sohn zu verbergen. Der Vater im Himmel, der ins Verborgene sieht, sah mit Liebe in den stillen Stall – und Seine Engel mußten ihm singen, wes Sein Herz voll war. Ein Vater sei bei heiligem Ernste auch freundlich milde gegen seine Kinder, auf daß er Gottes Abbild sei.

 Aber auch ihr Kinder, ahmet nach dem Gehorsam des edlen Kindes JEsu Christi. Ward ER nach des Vaters Rat und Willen gern, ja freiwillig gehorsam – vom Reigen der Ihn anbetenden Engel bis zur Krippe, o so werdet um Seinetwillen auch gehorsam, und im Gehorsam beweiset eure Liebe! Bei JEsu Christi Krippe quillt reichlich Kraft zum Gehorsam – und wer in sich ein unehrerbietiges, ein liebloses Herz gegen seine Eltern spürt, der trinke Freude und Lust zu gehorchen aus der Fülle des gehorsamsten aller Kinder. Das ewige Wort verstummt in gehorsamer Liebe und wird ein sprachloses Kind in der Krippe, lasset uns, ihr Kinder, Söhne und Töchter – Bilder dieser unerreichbaren Liebe werden. Wo immer der Eltern Willen zu gehorchen nicht Sünde ist, lasset uns gegen unsre Eltern sprechen, wie einst JEsus gegen den ewig guten Vater: „Dein Wille, nicht meiner, geschehe!“ Ist JEsus eures Fleisches und Blutes teilhaftig geworden, so werdet ihr Seines kindlichen, gehorsamen Sinnes teilhaftig!

 O lieben Brüder! Wie viele Eltern müssen sich Mangel an wahrhaft heiliger, von irdischer Freude, von Ehrgeiz etc. freier Liebe zu ihren Kindern vorwerfen! Und ach! wie viele Kinder müssen an dieser Krippe JEsu beschämt stehen – weil sie keinen Funken jener gehorsamen Liebe in ihren Herzen spüren, welche den HErrn, den Sohn, von des Vaters Rechten herniederzwang bis in einen Stall! O Väter und Söhne, Mütter und Töchter – welch günstigeren Augenblick könnte ich ergreifen, um euch durch Gottes Wort zu Reuethränen über so vielen Mangel gegenseitiger Liebe zu bewegen, als den gegenwärtigen! Ist’s nicht auch euer Gott, des Liebe zu