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aller alttestamentliche Gottes- und Festdienst hingewiesen hatte. Da sollte das Gleichnis in Erfüllung gehen, welches unser HErr erzählt, daß einst ein Mann seinen Acker umgrub, um Früchte zu gewinnen, und da er also emsig bemüht war, fand er, was er nicht gesucht hatte – einen Schatz. So dieser Kämmerer. Er suchte in Jerusalem Gottesdienste, und auf dem Heimwege fand er Gott. – So ging es auch Martin Luther. Er ging nach Rom, der Mönche Angelegenheiten zu ordnen, und fand hernach mitten im Orte der Greuel den Frieden Gottes, der höher ist, als alle Vernunft, ja den Friedefürsten Christus selbst. Da heißt es: „Wem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig!“ Da heißt es: „Rennen und Laufen hilft nicht zum Ziel, aber der HErr spricht: Hier bin Ich, hier bin Ich!“

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 Ehe noch der Kämmerer von Jerusalem wegfuhr, sorgte der HErr in Seinem Himmelreich schon für dessen ewiges Heil, auf daß Sein heiliger Name durch diesen Kämmerer in weiten Landen gepriesen würde. ER sandte nämlich zu jenem Diakonus Philippus, auf welchen, wie wir aus dem 8. Kapitel der Apostelgeschichte schließen müssen, der Geist des Diakonus Stephanus zweifach gefallen war, und welcher sich eben in einer Stadt von Samaria zum Heile vieler Seelen aufhielt, zu diesem sandte ER einen Engel, welcher zu ihm sprechen mußte: „Stehe auf und gehe gegen Mittag auf die Straße, die von Jerusalem geht hinab gen Gaza, die da wüste ist. Und Philippus,“ heißt es, „stand auf und ging hin.“ – Liebe Brüder, erkennt hier abermals die Freundlichkeit der heiligen Engel, und wie gern sie sich gebrauchen lassen zum Dienste derer, welche die Seligkeit ererben sollen. Ihre Bemühungen beweisen es, daß sie keine größere Freude haben, als wenn ein Sünder sich zur Buße kehrt. Erkennet aber auch ferner, wie teuer und wert das Amt der Lehrer bei dem HErrn geachtet ist. Wohl hätte ER dem Kämmerer durch Seinen heiligen Engel das Evangelium predigen lassen können, aber nein, nicht Engel sollen Prediger Seines Evangeliums sein, sondern Menschen, die es selbst an sich erfahren, sie werden von Engeln zur Predigt geleitet, durch ihr Wort wirkt