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Luft, mit seinen herrlichen Gaben. Die Tische sind voll von Kanaans Ähren und Trauben. Wer an vollen Tischen bei aller Einladung darbt, ist selbst daran schuld. Wer, da Barmherzigkeit die Welt durchwandelt, wie ein Strom, von ihr nicht trinkt, dieweil er die Wasser der Welt lieber hat, die den Durst nicht stillen, wer aus Weltliebe und Sündenliebe den Himmel nicht mag, der ist selbst daran schuld. Höre es, wer Ohren hat: die Barmherzigkeit währt ewig für die, welche sie in der Zeit ergreifen. Ewiges Pfingsten erwartet droben die, welche auf Erden Pfingsten gefeiert haben im Geist und in der Wahrheit! Hört es: alle können die Gnade des heiligen Geistes empfangen! Vernehmt es: das Reich Gottes wird ausgeteilt mit Friede und Freude und Gerechtigkeit allen reumütigen Sündern ohne Ausnahme!

 Da nun der barmherzige Gott Seinen heiligen Geist auch heute noch über uns ausgießen will und gewiß auch ausgießt, soll man da nicht danken? Habe ich nicht alle Ursache, wenn ich behaupte: Pfingsten und das Dankgebet schicken sich so wohl zusammen? Wir ernten, wir werden reich von den Gütern Seines Hauses, und sollten des Dankes vergessen, der Ihm gebührt? Vergißt doch der Landmann das jährliche Erntefest nicht, und was er empfängt, sind doch nur verwesliche Gaben, sind denn die ewigen nicht noch mehr des Dankes wert?

 Doch nicht allein die Größe und Menge der Wohlthaten Gottes an Pfingsten soll euch zum Danken reizen, sondern auch die Herrlichkeit, welche der HErr dem Dankgebet an und für sich selbst verliehen hat, besonders im Vergleich mit dem Bittgebet, weil wir von diesem gepredigt haben.

 Ich ermuntere euch zum Dank gegen Gott, weil

 1. Danken größer ist als Beten. Groß ist, wer Gottes Ehre groß macht. Nun giebt das Gebet dem HErrn die Ehre, daß ER helfen kann, aber der Dank die Ehre, daß ER geholfen habe, daß ER gewollt und gekonnt und vollbracht habe. Letzteres ist gewiß eine größere Ehre für Gott, als das erstere. Darum ist der Dankende größer als der Betende, und wer danken kann, ehe er empfangen hat, der hat einen Glauben, wie jener heidnische Hauptmann, wie man ihn selten