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der sich nicht an mir ärgert,“ waren diese Worte für Johannes gewiß Lebenswind. Aber doch liegt ein sanfter Vorwurf darin – nämlich der, daß Johannes gezweifelt hat. – Noch jetzt straft ER hart die hartnäckigen Seelen, denn alles Lob, welches ER dem Johannes gab, war nichts weiter, als bitterer Tadel für das Volk. So geht es jedem: des HErrn Gebote und JEsu herrliches Beispiel beschämen und bestrafen uns allezeit. – Die segnenden und strafenden Wirkungen unsrer Sonne sind vorhanden – wer sehen will, kann JEsum finden. – JEsus heilte alle leiblich Lahmen und nahm auf sich ihre Krankheit. Er gab nicht bloß Licht sondern auch Kraft. So giebt ER jetzt noch den armen, müden Seelen Kraft und Stärke: nicht bloß zeigt ER die Sünde, indem er offene Augen giebt, sondern ER erlöst auch von Sünde.

 O Brüder! Ob wir Ihn mit leiblichen Augen sehen oder nicht, darauf kommt nichts an. Unserm Geiste leuchtet das Evangelium immer noch wie eine Sonne. Diese Sonne können wir fassen, auch wenn uns die irdische Sonne die dunklen Augen nicht mehr zu erleuchten vermag. Das Evangelium ist ein schöner Weihnachtsglanz, schön, wie die Herrlichkeit des HErrn, die an Weihnacht leuchtete, – wie der Stern der Weisen, der sie so hoch erfreute, ja schöner, denn im Evangelium empfangen wir das Kind JEsus in der Krippe. - Dazu giebt ER dieses Evangeliums Kraft denen, welche in Sünden kraftlos liegen und erhebt sie vom tiefen Fall. ER rüstet sie durch dasselbe mit Kräften aus, welche nicht von dieser Welt sind, und welche sie tüchtig machen, in Gottes Geboten zu laufen.

 O lasset uns zu Christo eilen und Ihm in die Arme fallen! Lasset uns unsre finstern Herzen aufdecken, lasset uns zu Ihm sprechen: Siehe, HErr, wir sind finster, kalt und trübe! Erleuchte uns, weil Du die Sonne der Welt bist! Erbarme Dich! Amen.

 So habe vor allen ich zu sprechen. Ich bin sehr arm. Weiß nicht, welch eine Schwachheit zur Arbeit mich überfallen hat, obwohl meine Seele doch zu meinem Heiland steht! Amen. O hilf vor allen Dingen mir, treuer Jesu! Amen.