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nicht so nahe stehen, wie die Ihrigen. Und daher kommt es dann oft, daß sich etliche Freunde oft zum Gebet versammeln, und ihr Gebet kehrt unverrichteter Dinge, wie Kains Opferwolke, zur Erde zurück. – Nichts Köstlicheres in den Häusern, als der Hausgottesdienst, und ein Haus, wo eine Familie sich mit wahrem Ernst zum Hausgottesdienst sammelt, ist etwas Selteneres auf dem Erdboden und etwas Köstlicheres, als ein Haus voll Freunde, die ihre Fehler nicht gegenseitig kennen, von denen keiner des andern Last trägt, die nur voneinander wissen, daß sie manchmal miteinander beten. In einer Familie, wo der Hausgottesdienst mit Ernst gehalten wird, kann durchaus kein Unfriede aufkommen, eins muß dem andern mit zarter Achtung und mannhaft christlichem Wesen begegnen, es muß ehrbar und löblich zugehen. Denn miteinander beten und miteinander sündigen stimmt nicht zusammen. Wollte Gott, es fingen alle Hausväter gleich bei Gründung ihres Hauswesens an, mit altväterischem Ernst darauf zu dringen. Wollte Gott, es fingen alle Hausväter, die sich bekehren wollen, damit ihr Werk an, daß sie den Hausaltar wieder aufrichteten, damit würden sie Frieden und Liebe aufrichten, viele Sünden würden verschwinden, eine andere Kinderzucht würde einkehren, und die Kirche würde frohlocken. Denn sie ist auf die Häuser gebaut, und es muß ihr immer wohlgehen und muß Ruhm sein im Himmel, wenn es in den Häusern wohl zugeht. Laßt durch die Stimme der Kirche den Hausgottesdienst zu euch zurückführen, und gebt zum Dank dafür der Kirche die Hoffnung, ja die Gewißheit besserer Zeiten!

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 Vielleicht hat mir mancher unter euch mit einigem Verdruß in diesem Stück zugehört, vielleicht schwebt manchem, gleich als läge das Christentum auf diesem Punkte, die Frage auf den Lippen: „Wie? Verwirfst du es, daß Freunde miteinander beten?“ Antwort: Nein, aber sieh wohl zu, daß du mit Freunden Erbauung suchend rein bleibst. Es müssen Freunde sein, wahrhafte Freunde, – und hast du deren viele? Wirst du wohl mehr als drei oder vier haben? Es giebt Freunde, mit denen man arbeiten, Freunde, mit denen man