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Aufnahme wird ER, der Gott und Mensch ist, der nun siegreich, nach Vollbringung des heiligsten Willens und Befehls, heimkehrte, welch eine Aufnahme wird ER bei dem Vater gefunden haben? Hier muß man den Finger auf den Mund legen, das sind Tiefen voller Freude, die nur der Geist Gottes erforscht, von welchen die besten Worte lauter Thorheiten sind, vor denen man sein Angesicht bedecken muß und leise, aber voll Innigkeit rufen im Herzen: „heilig, heilig, heilig!“ Können wir aber gleich davon nichts sagen, weil uns nichts offenbart ist, so können wir doch einiges lallen der Schrift nach, soweit sie Offenbarungen enthält über Sein himmlisches Wesen und Seine ewigen Geschäfte. Denn Sein Eingang ist nach der Schrift fürs erste ein Eingang ins Allerheiligste.

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 Der Tempel in Jerusalem hatte drei Teile: Vorhof, Heiliges und Allerheiligstes, und im Allerheiligsten wohnte Gott über den Cherubim. Dahinein ging alljährlich einmal der Hohepriester des Alten Testaments und trug das Blut der Opfer hinein, welche für das ganze Volk geschlachtet worden waren. Der Hohepriester des Alten Testaments ist Vorbild auf den Hohenpriester Christus, der allein ein wahrer, ewiger Hoherpriester ist, der keines Nachfolgers bedarf, weil ER selbst ewiglich Seines Priesteramts pflegt. Das Opferblut des Alten Testaments, welches ins Allerheiligste getragen wurde, ist Vorbild auf das Blut JEsu Christi, der sich selbst zum Opfer darbrachte, auf dem Holz die Sünde der Welt zu versöhnen. Das Allerheiligste des alttestamentlichen Tempels ist Vorbild auf das Allerheiligste im Himmel, dahinein vor des Vaters ewige Wohnung heute betend der ewige Hohepriester Sein eignes Blut trug und unsere Sache vor Gott zu führen begann. Seit diesem Eingang ist des Vaters Herz uns zugewendet, und Christi immerwährende Bitte wendet uns täglich aufs neue alles Gute zu. Das ist geschehen an Himmelfahrt und ist darüber Gott groß Lob und Dank zu sagen, daß ER uns einen Hohenpriester nach Seinem Herzen geschenkt und durch Ihn uns versöhnt hat mit sich selbst. Nun ist ja wahrhaftig Friede im Himmel, und wallen gegeneinander