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Ihr Lieben, das ist größer, als wenn wir Teufel ausfahren sähen. Und doch sind auch diese Gaben nicht weggenommen, sondern einesteils glaubt man nicht mehr viel, darum geschieht nicht mehr viel, und andernteils, was geschieht, das sieht man nicht, das erklärt man sich natürlich, man hat kein Auge mehr für das, was himmlisch ist, sondern bloß für das, was irdisch und vergänglich ist, Blinde aber müssen nicht klagen, daß die Sonne nicht mehr scheine: die Sonne scheint, was kann aber sie dafür, wenn das Auge des Menschen nicht sonnenhaft ist.

 O Glaube, Glaube! Der hat in allen Vermächtnissen des HErrn den ersten Platz und den größten Einfluß! Der Unglaube wird stark getadelt, die Predigt geht weder zu allen Völkern aus ohne Glauben, noch wird sie gesegnet ohne Glauben, der Glaube macht selig, der Unglaube verdammt, der Unglaube sieht und thut kein Wunder, der Glaube sieht und thut! O darum um Glauben haben wir vor allen Dingen zu beten! O Glauben schenke uns, HErr Gott, heiliger Geist!


II.

 Nachdem der HErr alles gesagt hatte, was ER Seinen Jüngern vor Seiner völligen Verherrlichung sagen wollte, begann diese Seine Verherrlichung selbst.

 1. Diese Verherrlichung erwies sich fürs erste in Seiner Gemeinschaft, welche unter den Stufen Seiner Erhöhung überhaupt die dritte ist. Die vierzig Tage nach Seiner Auferstehung schon war Sein Leib von anderer Art, als zuvor: er erschien und verschwand je nach dem Willen des HErrn, er ging durch den Grabstein und durch verschlossene Thüren. In den vierzig Tagen selber verklärte sich dieser Leib vollends, und am vierzigsten Tage war er bereitet zu der seligen Heimkehr, die wir heute feiern und welche über alle Vernunft erhoben ist. ER führte Seine Jünger hinaus nach Bethanien, wo Lazarus, Maria und Martha wohnten, wo ER in Seinem Leben so oft und gern gewesen war, da wollte ER auch Seine heiligen Füße zum letzten Male wandeln lassen, da wollte ER den letzten Segen sprechen, da wollte ER Sein Angesicht