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so ist und bleibt es doch die Wahrheit, daß nur der Glaube es ist und nicht die Werke, was selig macht, und Lüge ist und bleibt es, wenn man sagt, die Werke machen selig; allein der Glaube macht selig, denn der uns selig macht, hat’s gesagt, ER, der Heilige, vor welchem alle Menschen Lügner sind! Wenn aber nur der Glaube selig macht, nicht Werke, nicht Gefühl, nicht sonst etwas anderes, so ist es ja leicht, selig zu werden für ein gedemütigtes Herz, für ein Herz, das von seiner Schwachheit, von der Menge seiner Sünden überzeugt ist und überzeugt, daß es sich selbst nicht helfen könne; so ist es ja die seligste Botschaft, die man hören kann, das wonnigste Lied, das es giebt, wenn wir das Evangelium hören. Und freilich, so ist es, einen Widerspruch leidet der Glaube nicht, kein Mensch darf sagen: „wenn ich nur rechtschaffen lebe, wenn ich nur keinen beleidige, wenn ich nur das Meinige thue“ etc. Der Glaube verwirft und verdammt solche Reden, alles muß verstummen, und wenn man fragt: wer bist du? so fordert und nimmt der Glaube nur eine Antwort an, nämlich die: ein armer Sünder, der nie eine gute That gethan, nie etwas Gutes an sich von Natur gehabt, auf daß er dagegen antworten könne, gut! Du bist arm, jämmerlich, blind und bloß, aber dein Christus macht dich reich, selig, sehend und prächtig bekleidet, nimm hin im Wort deinen Christus, ER hat sich dir verschrieben, auf ewig verlobt, ist dein und lebt, und du sollst mit Ihm leben! Ach, selige Botschaft, Frühlingsluft und Morgenluft, willkommen in diesem Thale, in diesem Bertholdsdorf! Ach, willkommen, du lichte Verheißung der Gebenedeiten, willkommen, weiche nicht von dieser Gemeinde, erschalle vor ihr Ohr, bis sie durch des Geistes Kraft dich versteht, schütte Deinen Reichtum über sie aus, daß sie selig werde! Hosianna!

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 4. Das vierte Vermächtnis ist in allerlei Zeichen und Wundern, welche der HErr Seinen Gläubigen verheißt; denn ER spricht: „die Zeichen, die da folgen werden etc.“ Brüder! Wenn ihr die Wahl hättet zwischen dem dritten und vierten Vermächtnis, zwischen der Verheißung: „Wer glaubet und getauft wird“ und der andern: „Die Zeichen aber, die da