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ein ins Allerheiligste mit Seinem eignen Blute, und was ER an Pfingsten darauf hinter dem Vorhang der Ewigkeit hervorbringt, ist Friede und Freude für alle schuldbeladenen und mühseligen Herzen. JEsus auf Gottes Thron nimmt an und segnet die Sünder.

 Brüder, ist unter euch ein Herz, welches vom Anfang seines Lebens bis zu dem heutigen Tage in Sünden wandelnd seine Schuld und Sünde fühlt, ist ein Herz vorhanden, das von den Sünden seiner Jugend oder aber seiner alten Tage ein böses Gewissen, ein Brandmal in der Seele, Unruhe im Gemüte davon getragen hat?

 Ich bin ein Fremdling unter euch, kenne euch nicht, kann euch nicht beschuldigen. Aber ich weiß, daß in unsern Tagen, wenn irgend einmal, die Sünde mächtig geworden ist, ich habe, obwohl ein junger Mann, doch genugsam erfahren, daß dem Menschen nicht aufs Angesicht zu trauen ist, daß es in den meisten Herzen so ruhig nicht aussieht, wie auf den meisten Gesichtern; ich, ein Sünder von Natur, ein Sünder durch mein Leben, ich weiß, was die Sünde für eine Last ist, zumal wenn sie im verborgenen drückt! Ach, das Gewissen, wenn es aufwacht, ist ein weinendes und klagendes Ding, die Schuld, wenn das Allmachtswort sie bestrahlt, ist unerträglich, und der Zorn Gottes, wenn er in einem Herzen offenbart wird, ist das schwerste aller Leiden!

 Brüder! wen seine Missethat drückt, wer traurig gewesen ist bisher, heute vernehme er den Trost des Allbarmherzigen. Sehet auf, auch euch gilt der Segen, auch euch segnen diese verklärten Hände, auch euch zu gut geht dieser Herrliche ins Heiligtum ein, auch euch bringt ER Frieden und Freude! Freuet euch! Zweifelt nicht, die Himmelfahrt Christi besiegelt eure Versöhnung. Danket Gott, ihr seid erlöst, und Gott nimmt euer Seufzen an.


II.

 Einige von euch, meine Teuren, haben vielleicht schon seit länger her geschmeckt, was der Friede Gottes sei. Aber