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Am Himmelfahrtsfeste.
(Nürnberg 1834.)


Mark. 16, 19. Und der HErr, nachdem ER mit ihnen geredet hatte, ward ER aufgehoben gen Himmel, und sitzet zur rechten Hand Gottes.

 Ich habe diesen Text verlesen, nicht weil ich mich bei der Predigt in ängstlicher Auslegung an seine Worte halten will, sondern weil er ganz kurz an die Geschichte des heutigen Tages erinnert, welche ich euch heute pflichtmäßig nach den heiligen Geschichtschreibern vorzutragen habe. „Pflichtmäßig“ sagte ich, denn der Festprediger soll vor allem die großen Thaten Gottes verkünden, an welche das Fest erinnert, damit das Andenken derselben auf Kind und Kindeskind gebracht werde und nie verlösche. Indem ich dies thun will, finde ich, daß ich dreierlei zu erzählen habe, wie es unser Text ganz kurz angiebt, nämlich 1. was JEsus zuletzt vor Seiner Himmelfahrt geredet hat; 2. Seine Himmelfahrt selber; 3. Sein Sitzen zur Rechten Gottes.

 So oft der Juden Passahfest wiederkehrt, erzählen sie die Geschichte vom Ausgang ihrer Väter nach Palästina, und ich habe nie gesehen oder gehört, daß ihnen erzählen oder zuhören langweilig wird. Darum soll es auch einer christlichen Versammlung nicht langweilig, sondern angenehm sein, unsere Festgeschichten zu hören, zumal diese die unsrigen viel mehr an die Seele greifen, als die jüdischen, weil sie von Dingen reden, welche zum Heil und Segen aller, auch der entferntesten, also, gottlob! auch unserer Zeiten dienen sollen, von Dingen, deren reichen Segen wir eben dann am meisten inne werden sollen, wenn wir von ihnen hören. Möchten wir, während ich