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Tages, und Jakobs Sünden sollten zu groß sein für JEsu Blut? Das nicht! Jesu Herz neiget sich zu Jakob, eine andere Kraft geht aus von ihm, als während des Kampfes. Jakob, du hast überwunden, JEsu Angesicht leuchtet, wie die Morgenröte, wie die Sonne hernach, Gnade und Majestät verbreitet sich von ihm aus, bei Ihm ist Vergebung, daß man Ihn fürchte. Der selige Arzt ist hie, der das blutflüssige Weiblein geheilt: Jakob, nun gieb acht, wie ER dir wohl thun will und wird! Noch segnet ER ihn nicht, aber ER absolviert ihn. Wie heißest du? fragt ER, noch etwas fremde; Jakob, antwortete der Gefragte. „Du sollst nicht mehr Jakob, sondern Israel heißen.“ Da hat er einen neuen Namen empfangen, denn er ist ein anderer Mensch geworden, das Herz ist nicht mehr eines schändlichen Betrügers Herz, Vergebung ist ihm zu teil geworden, im Namen liegt die Absolution. Der zuvor ein Betrüger war, ist ein rechter Israel ohne Falsch, ein Gottesüberwinder geworden. Du bist obgelegen, du hast gewonnen, Jakob, du heißest Israel forthin, freudig, fröhlich dringt es in Jakobs Herz, nun wird er übermütig: er fühlt sich dem HErrn nahe, verwandt, er hat ihm obgelegen, die Furcht ist weg, er ist verwandelt, er ist erneut, es wächst ihm das Zutrauen, er weiß nicht, wie es mit ihm auf einmal so anders ist: ach, er sieht Ihn an, und wie ein Kind, das seine Kindheit vergißt, fragt er: „Sage, wie heißest Du?“ Ich kenne Dich, wer Du bist, ich kann Dich aber nicht nennen: sage mir, wie nennst Du Dich? Aber das war dem HErrn zu viel gefragt, zu weit gegangen. Was will der Mensch nach göttlichen Heimlichkeiten fragen und nach dem, was Gott verborgen hat und keiner wissen soll? Hatte doch Jakob den HErrn in seinen Armen, war ER doch bei ihm, hat ER ihm doch sein Herz erneut, was soll’s weiter? Forschen nach Gottes Wesen soll der Mensch nicht, aber Sein göttliches Wesen umfassen, das ist ihm vergönnt. Doch aber ist der HErr nicht böse über Jakob, gönnt ihm die Frage, weist sie freundlich weg, hebt aber Seine Hände und segnet ihn. Dieser Segen hebt den Übermut von hinnen, reinigt das arme Herz,