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heraus: „Errette mich von der Hand meines Bruders Esau!“ O wohl gebetet! Wie ein Kind dem Vater, so soll man vor Gott alle seine Bitte mit Lob und Dank kund werden lassen; denn ER liebt die Aufrichtigen und läßt ihr Gebet gelingen. Nachdem Jakob seine Bitte vorgebracht hat, beruft er sich wiederholt auf die Verheißung Gottes: „Du hast gesagt: Ich will dir wohlthun und deinen Samen mehren wie den Sand am Meer“. O wer Ihm Sein eigenes Wort und Seine Verheißung vorhalten kann, der ist wohl daran! Gott ist ja nicht ein Mensch, daß ihn etwas gereue. Kann man Ihn bei Seinem Worte halten, so hat man seine Bitte schon gewonnen. O wie fest kann ein Amen sein, das auf Gottes Verheißung baut!

 Wahrlich, Brüder, ein musterhaftes Gebet, welches man sich einprägen sollte, um es nachbeten zu können. Brüder, wenn ihr heimkehrt auf dem Weg zum Frieden und zu Bethel, so rufet den Gott Jakobs an und den Engel, der Ihn erlöset hat! Beruft euch darauf, daß ER ja befohlen habe, auszuziehen aus Babel und aus dem irdischen Vaterland mit Abraham und heimzukehren mit Jakob ins himmlische Vaterland! Bekennt Ihm eure Unwürdigkeit, nehmt Seine Gnade in Anspruch, begehrt von ihr Gelingen, Hilfe, Förderung, versiegelt euer Gebet mit Verheißungen: was gilt’s, wenn auch nicht zur Stunde, auf daß ihr glauben lernet, doch aber zur Stunde Gottes wird euch Erhörung kommen, wie sie Jakob gekommen ist! ER wird euch eure Angst und Furcht vor Esau wegnehmen, ER wird eure Traurigkeit in Freude verwandeln und euer Leid in Wonne! ER wird euch den Esau versöhnen, wie den Laban, und zu ihm, wie zu Laban sprechen, daß er euch ein freundliches Gesicht machen muß! Denn ER lenkt Menschenherzen, ER wendet das Übel, und ER hat die Bezeugung des Todes!


V.

 Nachdem Jakob also gebetet und alle Geschenke vorangeschickt hatte, führte er sein Heer auch hinüber über die Furt Jabok. Dazu auch seine Weiber und Kinder und blieb darnach