Seite:Wilhelm Löhe - Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres.pdf/348

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einen Stein und schlief, und im Schlafe sah er eine Leiter, über welcher Gott war, und Seine heiligen Engel stiegen an derselben auf und ab. Er erkannte, daß hier die Pforte des Himmels war, salbte einen Stein zum Malzeichen und versprach seinem Gott, wenn er glücklich aus der Fremde heimkehre, an der Stelle ein Haus zu bauen, nannte auch die Stelle schon zum voraus Bethel oder Gotteshaus. Seitdem war eine lange Zeit vergangen: er war in der Fremde reich geworden mit Recht und Unrecht, er hatte den HErrn, der ihm zu Bethel erschienen war, oft vergessen. Endlich aber war ER ihm erschienen, und auf Seinen Befehl zog er weg aus Mesopotamien und machte sich auf, um in seine Heimat zu kommen und zu dem Gotte und zu dem Bethel seiner Jugend. Auf dem Gebirge Gilead hatte er zwar noch einigen Aufenthalt durch seinen Schwäher Laban; als er sich aber von diesem los gemacht hatte, als er in ihm der Fremde den letzten Abschied gegeben hatte, da war sein Zug ein lauterer Heimgang in sein Vaterland, unaufhaltsam zog er hin zu seinem Vater und gen Bethel seines Gottes. Also mit seinen Herden ziehend that er seine Augen auf, siehe, da kamen ihm Gottes Engel entgegen, die heiligen Heerscharen, in langen Zügen, im Glanz der seligen Ewigkeit. Staunend hielt er an und sahe sie vorüber ziehen und sprach zu den Seinigen: Mahanaim, d. i. Gottes Heere, und seitdem hieß der Ort Mahanaim.

.

 Lieben Brüder! Mesopotamien war Jakobs Welt gewesen, Bethel war sein Himmelreich; da er aus Mesopotamien nach Bethel zog, riß er sich los von der Welt, zog er hin in das Reich Gottes und zu allem dem Guten, was wir an dem Reiche Gottes und in demselben haben. Wer nun, wie Jakob, aus seinem bisherigen ungöttlichen Leben sich aufmacht, wer zu dem Gott seiner Väter, zu dem gebrochenen Bunde und Bethel seiner Jugendjahre, zu dem Taufbund zurückkehrt, der ist in einem und demselben Fall mit Jakob, auf den wird alles passen, was wir von Jakob in unserm Texte gelesen haben. Jakob verabschiedete sich von seinem Schwäher Laban, und alles, was sie miteinander ausmachten, der ganze Bund, welcher zwischen ihnen noch bestand, war, daß sie einander nicht mehr