Seite:Wilhelm Löhe - Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres.pdf/32

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

euch los: es ist genug, daß ihr die vorige Zeit hinbrachtet im Schlummer des Fleisches: „Wachet nun! betet!“ Es ist nicht möglich, daß ein Mensch dem jüngsten Tage entfliehe, – es kann auch kein einziger vor Ihm erscheinen, der Hoffnung hat, zu stehen! Sind vor dem HErrn in Gethsemane, da sein Antlitz von blutigem Schweiße troff, Häscher und Feinde in den Staub gesunken, konnte dort kein Sünder stehen vor dem Gedemütigten: wie wird man vor Ihm stehen können, wenn ER kommt in Seiner Herrlichkeit, fressend Feuer vor Ihm her, die Widerspenstigen zu verzehren! – Nähmst du dann Flügel der Morgenröte und flöhest ans äußerste Meer, auch dort ist jüngster Tag! Bettetest du dir in die Hölle: ER ist auch dort! Seine Strafhand ist allüberall! – Es sei denn, daß ER gnädig sei und will aus Gnaden einen und den andern entfliehen und vor sich bestehen lassen: so kann Niemand errettet werden. Darum bete, bete – zu dem, der für dich starb! Bete um Buße und Glauben, damit du Ihn fröhlich schauen könnest! Wer den Namen des HErrn anruft, wird selig werden! Wer zum HErrn kommt, wird nicht hinausgestoßen! Dring betend zu Ihm hin – laß Ihn nicht, bis ER dir deine Schuld vergeben, ewiges Leben, Friede und Freude geschenkt hat. Bist du hier losgesprochen, so bist du’s dort auch; denn ER ist nicht ein Mensch, daß ER lüge, noch ein Menschenkind, daß Ihn etwas gereuen könnte! Bete also, bete, so lang Betens Zeit ist! Es kommt eine Zeit, da lernt nicht mehr beten, wer’s noch nicht kann! Bete, bete!

.

 Ferner! Im Namen JEsu, des heiligsten Richters der Welt, der nicht des Sünders Tod will, sondern daß er sich bekehre und lebe: in Seinem Namen, in Seiner Liebe warne ich euch vor Wohlleben! Beschwert euch nicht mit Fressen und Saufen! Denkt nicht, daß das etwa bloß denen gesagt ist, welche offenbar in Speise und Trank ausschweifen. Es ist auch denen gesagt, die als solche nicht bekannt sind! die heimlich über das Maß thun! auch denen, die zwar nicht so über das Maß thun, daß sie dem Tiere gleich werden, aber doch so, daß sie häufig zu Gebet und Wachen untüchtig werden. Wohlleben macht träg zum Gebete und nimmt die Nüchternheit