Seite:Wilhelm Löhe - Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres.pdf/296

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu haben, und eine Leere, eine Entfernung von dem höchsten Gott, eine Untüchtigkeit zum Gebet, eine Unempfänglichkeit für das Besserwerden, eine zunehmende Lauheit, eine zunehmende Verweltlichung ist der Endpunkt solches Treibens nach des Teufels Absicht. – Wie schlecht beruft man sich da auf Christi Beispiel, des Heiligen und Reinen, den in gleichem Maße alles Unreine rein ließ, wie es uns befleckt! Ja, wie gar nicht hat man im Sinn, Ihm und Seinem Beispiel nachzuahmen. Denn ER ging zu Zöllnern und zu Sündern mit dem heiligen Verlangen, sie zu bekehren. Davon aber ist bei dem Weltdienst jener lauen Christen gar keine Rede. Sie gehen nicht zu Zöllnern und Sündern, das hielten sie für eine Schande! Noch viel weniger wollen sie die bekehren, denn jemanden bekehren wollen ist eine Schande in der Welt, obwohl bei Gottes Wort ein Lob, da geschrieben ist: „Wer den Sünder bekehrt von seinem Wege, der hat einer Seele vom Tode geholfen!“ Sie gehen nicht zu Zöllnern und Sündern, denn die sind ausgeschlossen in der Welt der feineren Sünder, so wie der Heiland der Zöllner und Sünder keine Statt, kein Lob darin findet, und ein Gebet zu Ihm, in einer solchen Gesellschaft gesprochen, als etwas Unerhörtes durch ganz Deutschland hallen würde! – Es ist somit die Berufung auf das Beispiel JEsu und selbst Seine unaussprechliche Sünderliebe nur ein Feigenblatt für die Blöße solcher Leute, die da thun wollen, was sie selbst wollen, und Beschönigung dafür suchen, die nicht grobe Sünder, nicht den Zöllnern verglichen, Maß halten in der Sünde, um desto länger, desto ungestörter und unter gutem Schein ein von Gott abgefallenes Leben fortführen zu können!

 Doch genug hiervon, und sei mir nur unverworren meines Heilands heiliges Beispiel mit dem Leben eitler Weltbürger!


III.

 Worin ein Christ Seinem Heiland nachfolgen soll, das zeigt unser Text vortrefflich an. Die Jünger hatten zuvor manche Rangstreitigkeiten gehabt, denn weil sie unter dem zu