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Gottlosen, nicht allein derer, welche den Gehorsam des Glaubens durch das Evangelium des Friedens in ihrem Herzen aufrichten lassen, sondern auch der Widerspenstigen. Wenn manchmal ein Mensch jahrelang dem Evangelium widerstanden hat, wenn über ihn Gottes Wort mit allen Seinen Segenskräften sich umsonst ergossen hat, und der himmlische Weingärtner zürnend spricht: „Haue den Baum um, was hindert er das Erdreich!“ so ist des Fürbitters Gebet dieses: „Laß ihn noch ein Jahr!“ Mancher ungläubige Mann hat demnach die verlängerte Frist seiner Gnadenzeit nur der Fürbitte JEsu zu danken, ohne daß er es erkennt, während er den Fürbitter lästert und verhöhnt. Des himmlischen Fürbitters Liebe ist reicher, als aller Menschen Sünde – ER gedenkt, wie einst am Kreuze, so jetzt noch Seiner Feinde.

ER vergißt ja auch der Armen,
Die der Welt noch dienen, nicht,
Weil Sein Herz Ihm vor Erbarmen
Über ihrem Elend bricht.
Daß Sein Vater ihrer schone,
Daß ER nicht nach Werken lohne,
Daß ER andre ihren Sinn –
Ach, da zielt Sein Bitten hin!

 Ja, ER vergißt euch nicht, ER hat euch nie vergessen, die ihr Sein bisher vergessen habt, – die ihr die Wahrheit in euren Gedanken besser wußtet, als ER und Sein heiliges Wort, die ihr ohne Scheu eure Einfälle und die Einfälle einer Weisheit, die Narrheit ist, an die Stelle der göttlichen Thorheit setztet, welche alle Weisheit der Menschen übertrifft und allein Weisheit ist. Du lästertest Seinen Namen, ER sprach Deinen Namen fürbittend im ewigen Heiligtum aus! Du machtest dich des Lebens unwürdig durch Mißbrauch deines Leibes oder deines Geistes, welche du nur zu Ehren Gottes empfangen hattest: ER erbetete dir noch länger deines Leibes, deines Lebens Kraft! Du wandeltest in Sünden, du übertratest Sein Gebot – der gerechte JEsus schonte dein, betend: „Vater, vergieb ihm! Er weiß nicht, was er thut!“ Du fuhrest fort in Sünden, ER fuhr fort, für dich zu beten! Du