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und des Opfers. Wir können Gott nichts geben als was Sein ist, was von Ihm kommt und Ihm gehört, und ER mag auch nichts als was Sein ist. Was Du Ihm geben willst, mußt Du Ihm unter dem Titel geben, daß es von vorneherein Sein ist. Und wie mußt du es Ihm geben? Aus aufrichtigem Herzen. „Ich weiß, mein Gott,“ sagt David weiter, „daß Du das Herz prüfest und Aufrichtigkeit ist Dir angenehm.“ In diesem schönen Spruch ist dem Zusammenhang nach von nichts die Rede als von der Aufrichtigkeit des Gebers. Gott muß bei dem Geber eine heilige Absicht entdecken, die nichts will als Ihm wiedergeben, was man von Ihm empfangen hat, wenn Ihm eine Gabe angenehm sein soll. Denk an Ananias und Sapphira. Nicht umsonst hat Gott am Anfang der Geschichte der Kirche dies mächtig hervortretende Beispiel gestiftet, wie Er Unaufrichtigkeit und Heuchelei des Gebers straft. So strebe auch du nach Aufrichtigkeit in allen Stücken, auch im Geben. Wenn deine Hand gibt, so laß die Linke nicht wissen was die Rechte thut. Du mußt mit deiner Gabe nicht prunken wollen, sie nicht an die große Glocke hängen. Was man nur der Gemeinschaft halber, Ehren und Schanden halber und nicht Gott zum Opfer gibt, das ist alles verloren. Wenn es heißt, daß man sich im Himmel Schätze sammeln kann, die ewig bleiben, so muß man doch wissen, daß kein Groschen droben im Himmel angelegt wird, der aus einer andern Absicht kommt, als Gott zu dienen. Man wird viele Gaben, die hier eingetragen sind, in Gottes Registern suchen und nicht finden. Wer weiß, ob das 19. Jahrhundert, von dessen Wohlthätigkeit so großes Rühmen gemacht wird, bei Gott viel Gedächtniß hat, ob die Tausende der Großen bestehen werden neben den Scherflein der Wittwen, die wie Sterne glänzen vor Gott?

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 Das ist ein herrliches Capitel, das unvergeßlich in euer

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/88&oldid=- (Version vom 11.9.2016)