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2.

 Es ging also dazumal wie heute auch noch; es wurden nicht blos Gaben in Gold und Silber, sondern auch in Geld gegeben. 10 000 Gülden – wie Luther übersetzt – wurden von den Fürsten gegeben. Natürlich sind das nicht Gulden wie bei uns, sondern „Dareiken“, Münzen, die ein König Darius (wahrscheinlich Darius von Medien) hat prägen lassen. Derselbe lebte freilich dazumal noch nicht; aber der Verfasser der Chronik, Esra, wollte auch nicht die Münzen nennen, die die Leute damals zum Tempelbau opferten, sondern nur den Geldwerth der Gaben in der zu seiner Zeit gangbaren Münze bezeichnen. Außer diesen 10 000 Gülden wurden aber auch 500 Centner Gold etc. gegeben – eine große Gabe. Wenn gleich die Fürsten nicht so viel zusammenbrachten als David selbst, so ist ihre Gabe dennoch eine herrliche gewesen, und der Tag der Gaben erweckte Freude beim ganzen Volk. Das ganze Volk freut sich seiner eignen Freigebigkeit. Die Leute hätten ja an ihre eignen Bedürfnisse denken können; aber nein, sie begreifen, daß man auf göttliche Gedanken auch Geld wenden müße. Aber nicht blos das Volk, auch David freut sich hoch. David aber freut sich, nicht daß so viel gegeben wird, sondern daß gegeben wird. Die Freiwilligkeit seines Volkes freut ihn. Schaut man in die heilige Schrift, so findet man überall, wie Gott und Seine Heiligen sich freuen über die Freiheit der Seele vom irdischen Besitz. Neben dieser Collecte Davids stehen die Collecten der Apostel, namentlich St. Pauli. Wie wunderschön lesen sich die Capitel im 2. Corintherbriefe von der Steuer, die er für die armen jüdischen Christen aufgebracht hat. Wenn der Mensch Herr wird über sein Erdengut und nicht daran klebt, sondern es hinzugeben vermag für die Armen oder für den reichen Gott und Seinen Dienst;

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/86&oldid=- (Version vom 11.9.2016)