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fällt ein, er sei von gestern her, es sei, als wenn er erst gestern jung gewesen wäre. David aber ist lebenssatt. Er ist alt mehr durch Erfahrung als durch Jahre, und ist satt des Lebens, so groß und herrlich es gewesen; aber seines Gottes ist er nicht satt noch seiner heiligen Religion, er ist nicht stumpf für die höchsten Interessen seiner Seele. Das Leben kann er entbehren, denn er kann warten auf das Heil Gottes. Er weiß, daß es jetzt hinunter geht in den Scheol, in die Ruhe, und wenn das auch noch nicht die im neuen Testament dem Volke Gottes vorhandene Ruhe ist, so klagt er nun doch nicht mehr wie im 6. Psalm: „Wer wird Dir in der Hölle danken?“ denn er weiß, daß der Zustand nach dem Tod besser ist als dieses Leben und daß er im Tode nicht bleiben wird. Er nennt dieses Leben ein Elend. Aus seinem Elend (Luther: Armuth) heraus hat er die große Stiftung zum Hause Gottes gemacht. So wenig ist er seines Gottes müde, so wenig hat er sich satt gebetet und gesungen, daß alle Gedanken seiner Seele in der ganzen Zeit seines Alters dahingehen, der Nachwelt Gottesdienste zu überliefern, wie niemand sonst als Israel sie haben konnte, und deren Ruhm in alle Lande strahlt. Seiner Arbeit kann ein Mann satt werden, aber wie einer der Gottesdienste satt werden kann, das sollte man nicht begreifen. Eine jede Seele sollte so viel Freude an den schönen Gottesdiensten des HErrn haben, daß sie derselben ewig zu genießen und unter dem lauten Sang und Klang der Gottesdienste hier auf Erden hinüberzugehen wünschte zu den ewigen im Himmel. So hinterläßt denn David seinem Volke das Beste, indem er ihm Gottesdienste stiftet. 100000 Centner Gold, 1 Million Centner Silber, alles was man zum Bauen brauchte, hat er herbeigeschafft. Wer hat je wie er gestiftet? Denkt an den Hirtenjüngling! Was hat er damals gehabt? Und nun er

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/77&oldid=- (Version vom 11.9.2016)