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I.
1. Chron. 10, 35–39; 11, 1–6; 11, 7–10.


1.

 Dient eine Lection wie diese auch zur Erbauung? Einen Haufen Namen habt ihr lesen hören, die ihr außer den bekannten so schnell wieder vergessen habt als sie gelesen wurden. Aber man kann auch aus Geschlechtsregistern lernen. Man kann dem, der mit Verstand liest, versichern, daß er bei jedem Geschlechtsregister eine süße Frucht finden werde oder doch wenigstens eine Gedankenreihe, die es werth ist, durchgedacht zu werden. Das Geschlechtsregister Sauls ist an sich von keinem großen Werth. Dennoch aber ist es von Werth, wenn es auch nur zeigt, daß Saul nicht der König sein kann, von dem der HErr abstammt nach dem Fleisch. Wer das Geschlechtsregister Sauls liest, der weiß von vornherein, daß es nicht Gottes Absicht gewesen sein kann, in Saul den König zu geben, den man erwartete. Er heißt wol einmal der Erwählte und ist von Samuel gesalbt. Aber dennoch ist er Saul, d. i. der Geforderte, nicht der von Gott in Gnaden Gegebene. Gott hat Israel von Anfang an Könige verheißen, aber keine geforderten, sondern solche, die ER aus freier Gnade auf Seinen Wunderwegen geben würde.

 Fordern darf man nicht von Gott, beten muß man um Seine Gaben, aber Zeit und Stunde Ihm überlassen. Es gibt Gebetserhörungen, die sind keines Preises werth, die

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/7&oldid=- (Version vom 13.9.2016)