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sein, da er diese große Menge Volks auf seinem Gewissen hat. Das sind Tage für David gewesen, die mit Einem Male alles Glück seines Lebens in der Wage emporschnellten. Der große herrliche Mann hat freilich schwer gesündigt, aber er hat auch gelitten wie kein andrer, er ist gestraft worden wie ein Liebling Gottes und tief hinuntergetaucht in das Elend. Sein Leben ist groß an Sünde und groß an Strafe, aber auch groß an Demuth und Buße und sein ganzes Benehmen auch in der Buße und unter den Gerichten Gottes von einer Seelengröße (vgl. V. 17), wie sie anderwärts nicht zu finden ist.

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XV.
1. Chron. 22, 16–17; 18–21; 22–Cap. 23, 1.


1.

 Ungläubige Gelehrte haben daran Anstoß genommen, daß nach der Chronik der Engel des HErrn zwischen Himmel und Erde stehend erscheint mit einem ausgereckten Schwert in seiner Hand. Die Erzählung erscheint ihnen desto weniger glaubwürdig, sie reden von „Wundersucht“ des Chronisten. Allein wer wird darauf irgend etwas geben? Das Schwert des Engels war gewiß keine blos vorübergehende Erscheinung, sondern ein wirkliches Schwert, wenn auch kein von einem Messerschmied gemachtes. Wenn es heißt, daß Gott einen Bau im Himmel habe, der nicht von Menschenhänden gemacht ist, warum soll dann jene Welt nicht all das in realer, wenn auch weniger materieller Weise besitzen, was die irdische Welt aus rohem Stoff verfertigt? Mir erscheint die Erzählung der Chronik gegenüber dem Bericht in 2. Sam. 24 wie

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/68&oldid=- (Version vom 11.9.2016)