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und christlicher Glaube oder Trost sei: was kann er denn Gutes lehren? Sieht er’s aber und hört’s und verdammet also wissentlich die Beicht in diesem Stücke, so ist er ein lauterer Teufel und kein Mensch, als der sich wissentlich wider Gott setzt und wehrt, daß man Gottes Wort den Leuten nicht soll sagen, noch die Herzen trösten und im Glauben stärken. Der mag billig Gottes Wort und aller Menschen Feind gehalten werden, sonderlich der h. Christenheit. Und wo solche Prediger sind, da mögen sich wahrhaftig alle frommen Christen vor ihnen hüten, als vor den leibhaftigen Teufeln. Denn Gottes Wort soll frei sein und gehen, und beide öffentlich und sonderlich jedermann lehren und trösten.“

 „Und dies Stück ist nicht allein der Jugend und dem Pöbel, sondern jedermann nütz und not, und soll’s keiner verachten, er sei, wie gelehrt und heilig er wolle. Denn wer ist sogar hoch kommen, daß er Gottes Wort nicht bedürfe oder verachten möge? Und um dieses Stücks willen brauche ich der Beichte am allermeisten, und will und kann ihrer nicht entbehren; denn sie mir oft und noch täglich großen Trost giebt, wenn ich betrübt und bekümmert bin. Aber die Schwärmer, weil sie sicher sind und von Traurigkeit und Anfechtungen nichts wissen, verachten sie leichtlich die Arzenei und Trost, wollen’s dazu denen auch nehmen und wehren, die es bedürfen und haben müssen. Sind sie satt, so sollten sie die Hungrigen auch essen lassen! Sind sie heilig, so sollten sie die Sünder auch heilig lassen werden! Bedürfen sie Gottes und Seines Wortes nicht mehr, so sollten sie es denen auch lassen, die es noch bedürfen! Aber, wie gesagt, sie zeigen mit solchem Toben an ihre große Blindheit und Narrheit, als die noch nie gelernt haben, was Gottes Wort, Glaube, Trost, Christentum und Gewissen sei, und führt also ein Blinder den andern und fallen alle beide in die Gruben. Darum laß sie fahren und immer hinfallen. Hüte du dich vor ihnen!“

 Desgleichen im Sermon vom Beichtwesen in der Kirchenpostill:

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/62&oldid=- (Version vom 17.7.2016)