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Gott bedarf nicht der Engel, nicht der Welt, nicht der Menschen, aber in Liebe hat er Sich dennoch den Menschen aufgetan.

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 Und so reden wir weiter von dem, in welchem die Liebe Gottes leibhaftig erschienen ist. Weil das Alte Testament die Zeit der Vorbereitung ist, so ist auch die Offenbarung des Alten Testaments nur eine vorbereitende. Noch nicht als der Dreieinige, nur als der Einige, noch nicht als Der, der im eigentlichen Sinn die Liebe ist, sondern als der Heilige hat Gott Sich im Alten Testament offenbart. Daß die Heiligkeit Gottes im Alten Testament vor herrschte, vorherrschen mußte, kam daher, daß das Alte Testament, als die Zeit des Gesetzes, dem Evangelium dadurch den Weg bahnen sollte; denn aus dem Gesetz sollte kommen Erkenntnis der Sünde. Um die Erkenntnis der Sünde zu wirken, um Verlangen nach Trost und Gnade zu wecken, hat in der Zeit der Vorbereitung mehr die Heiligkeit Gottes sich betätigt und mehr die Furcht vor Gott hat die Gläubigen erfüllt, wie wir an Jesaia sehen, der als ihm die Offenbarung von Gottes Herrlichkeit wurde, rief: „Wehe mir, ich muß sterben; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth gesehen mit meinen Augen.“ – Aber in Christo ist nun die Liebe erschienen. „Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt.“ Und der, welcher gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist,“ was sollte Ihn anderes dazu getrieben haben als Seine Liebe. So sagt es der Eingang des letzten Buches der heiligen Schrift. Er nennt Jesum „den der uns geliebet hat und gewaschen von Sünden mit seinem Blut.“ Jesus ist selbst Gottes lieber Sohn, „der Sohn Seiner Liebe,“ wie es im Kolosserbrief heißt. Er ist Gottes lieber Sohn, auf dem das göttliche Wohlgefallen ruht. Durch Ihn hat sich die Liebe Gottes auch wieder über uns Menschen erstreckt, obwohl wir Gottes Feinde und Sünder waren. Und wie hat sich Jesus Christus erwiesen als die Liebe? Er tat es in Worten: Kommet her zu Mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ „Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist.“ Und im 4. Evangelium steht das große: „Also hat Gott die Welt geliebt etc.“. Die Liebe hat Er erwiesen in seinen Wundern. Was waren alle Seine Wunder anderes als Erweisung Seiner Liebe, Freundlichkeit und Erbarmung. Nur Hilfe und Heilung haben sie den Menschen gebracht. Kein Wunder der Strafe und des Gerichts hat der“Herr getan. Er hat es vielmehr abgelehnt. Als die Donnerskinder Ihm zumuteten, Er solle Feuer vom Himmel fallen lassen wie Elias, sagt Er: „Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Des Menschen Sohn ist nicht kommen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten.“ Aber nicht nur Seine Worte und Seine Wunder, Sein ganzes Tun, Sein ganzes Verhalten gegen die Menschen, wie war es voll Freundlichkeit, voll suchender Liebe. Die Geringen hat Er an Sich genommen, mit Zöllnern und Sündern hat Er gegessen, zu den Kindern, den Kleinen hat Er Sich herabgelassen. Er ist immer wieder