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sich auszuwirken, sondern um Gottes Werk zu treiben und die Tatkraft ist nichts anderes als die durch den Glauben in uns gewirkte Überzeugung, daß Gottes Wort geschehen muß, auch durch uns.

 Eine weitere mit dem Glauben in unmittelbarem Zusammenhang steh ende Tugend und Kraftquelle ist die Treue. Von der Treue sagt ein weltlicher Dichter (Arndt): Die Treue steht zuerst und zuletzt im Himmel und auf Erden. Die Treue ist nichts anderes als der Gehorsam gegen den, der selbst treu ist. Gott ist treu. Das wird in der Schrift bezeugt. Er bleibt bei dem, was er verheißen hat. Seine Verheißungen trügen nicht. So ist unsere Treue nichts anderes als der Entschluß, bei dem zu bleiben, was uns anvertraut ist, dem wir uns anvertraut haben, dem wir zugehören. Die Jugend vergißt leicht der Wohltäter früherer Zeiten. Im Alter tritt mehr das treue Festhalten an dem, was uns gegeben ist hervor. Treu soll der Christ sein: der Familie, dem Volk, dem Vaterland, treu in der Freundschaft. Treu wollen wir sein im Beruf. So sollen Schwestern sonderlich Treue erweisen in ihrem Beruf. Treue ihrem Mutterhaus, dem sie angehören, Treue ihren Pfleglingen, die ihnen anvertraut sind und denen sie ihre Kraft zu widmen haben. Treue wollen wir halten sonderlich auch unserer Kirche, ob sie auch zu einem kleinen Haufen zusammengeschwunden ist.

 Eine Steigerung der Treue ist die Beständigkeit. Die Treue bezieht sich auf andere, denen man Zutrauen schenkt, die uns Zutrauen schenken. Die Beständigkeit ist die Eigenschaft, daß wir uns selbst treu bleiben wollen, daß wir bei dem beharren, was wir als wahr und recht erkannt und ergriffen haben. Männer haben die Beständigkeit mehr von Natur, bei Frauen tritt uns mehr das Wechselnde entgegen. Die weibliche Natur ist wechselnden Eindrücken zugänglich, wandelt und ändert sich leicht. Sich hinzugeben an andere ist der weiblichen Natur eigen, es kommt aber gerade dadurch, daß sie leicht wechselt, je nachdem die Einflüsse sind, die auf sie einwirken. Beständigkeit ist darum zu erbitten. Wir wollen kein starres Festhalten am Alten, das ist eine übertriebene Beharrlichkeit, aber ein Festhalten und Festbleiben in dem, was man einmal als wahr erkannt und als rechtes Ziel der Tätigkeit erfaßt und ergriffen hat.

 Wiederum eine Steigerung der Beständigkeit kann die Standhaftigkeit genannt werden. Sie betätigt sich besonders im Leiden, daß man auch durch Leiden, etwa durch Feindschaft, die man erleben muß, sich nicht irre machen läßt in dem was man für recht und gut erkannt hat. Das ist eben eine Betätigung des Glaubens, darauf sich gründend: Gott werde das Werk, das Er in uns angefangen hat, vollführen. Und so ist noch das Höchste, worin der Glaube als Kraftquelle sich erweist: „der Bekennermut“. Das ist der Mut, freudig sich zum Herrn zu bekennen, der uns erkauft hat, dessen Eigentum wir sind, freudig auch sich bekennen zu seiner Kirche, zu dem, was man in der Kirche Gottes hat und was die Kirche Gottes uns darbietet, also sich