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als Erkenntnis, Beifall (d. h. Zustimmung) und Zuversicht. Gegenwärtig wird diese Darlegung vielfach beanstandet. Einigermaßen mißverständlich ist sie auch, wenn man nämlich dächte, daß diese drei Wesensbestandteile notwendig eines nach dem andern eintreten müßten, als ob man anfangen müßte mit dem Erkennen, fortschreiten zur Zustimmung und endlich anlangen bei der Zuversicht. Der Glaube ist vielmehr etwas Einheitliches, aber man kann an diesen 3 Begriffen leicht klar machen, worin der Glaube eigentlich besteht und nicht besteht. Es gehört zum Glauben unbedingt eine Erkenntnis, wenigstens zu dem, den wir den entfalteten oder bewußten Glauben nennen möchten. Es gibt einen unbewußten Glauben, der durch die Taufe in den kleinen Kindern schon bewirkt wird. Denn wir bleiben bei Luthers Auffassung, daß „mein Glaube und der Christenheit Glaube das Kind hinzubringt, daß Gott ihm gebe seinen eigenen Glauben.“ Und Melanchthon spricht mit Recht von „neuen Bewegungen in der Kindesseele,“ welche die Taufe wirkt, die Gott auf dieser Entwicklungsstufe für Glauben ansieht und die ein Keim des Glaubens ohne Zweifel sind. Es wird durch die Taufe ein Anfang gewirkt, ein heiliger Same des Glaubens in die Seele gelegt, der dann mit dem Erwachen des kindlichen Seelenlebens sich allmählich entfalten und zum bewußten Glauben werden soll. Es ist tröstlich, daß das so ist. Denken wir an die Blöden, die zum bewußten Glauben selten gelangen können und in denen durch den Geist Gottes doch ein verborgenes Glaubensleben gewirkt werden kann. Wir reden jetzt vom bewußten Glauben und er ist ohne Erkenntnis überhaupt nicht denkbar. Man muß die Botschaft von Christo kennen, muß Ihn kennen als den Gekreuzigten und Auferstandenen und den gen Himmel Erhöhten. Nun wissen das aber so viele und halten es nicht einmal für wahr, das sind die Ungläubigen. Im Gegensatz zu solchen kann gesagt werden, „der Glaube schließt notwendig in sich ein Fürwahrhalten, daß man das, was zu glauben ist, nicht nur kennt, sondern für wahr hält. Aber das ist wiederum noch lange nicht der rechte Glauben. Der rechte Glaube ist die gewisse Zuversicht des Herzens, nämlich das feste innere Erfassen des Heils und der Gnade, die durch den Geist Gottes in uns gewirkte Gewißheit, daß Jesus auch unser Heiland ist und daß alles, was er zum Heil der Welt getan hat, uns gehört und uns zugutekommt. So ist fest und deutlich zu unterstreichen: Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid. Das ist der Glaube als die gewisse Zuversicht und der Glaube besteht darin, daß wir durch den heiligen Geist dahin gebracht werden, die göttlichen Gnadenverheißungen als auch uns geltend anzunehmen, also die feste innere Zuversicht, das persönliche Vertrauen. Ein bloßes Fürwahrhalten kann lediglich als „Kopfglaube“ bezeichnet werden. Nach der römischen Auffassung ist der Glaube nichts anderes als ein Annehmen dessen, was die Kirche lehrt; das ist aber ein durchaus unvollkommener Begriff. Wir sind durch die Reformation zur Erkenntnis dessen, was