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Jakob im Sinn des Kampfes, der sein besonderes Teil gewesen ist. „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Moses ist ein Held des Glaubens, indem er es wagt, Gott Seine Verheißung vorzuhalten, Ihn an Seines großen Namens Ehre zu erinnern, da er eintritt für das abgefallene Volk Israel. Und so geht der Glaube durch das ganze Alte Testament hindurch und wir bewundern die Glaubenskraft dieser Männer. Allerdings trug der Glaube im Alten Testament noch mehr die Form der Hoffnung und im Einzelnen hat der Glaube der alttestamentlichen Gläubigen sich auch manchmal irren können, wie etwa Noahs Vater sich irrte, als er in seinem Sohne, dem zehnten von Adam, den vermutete „der uns trösten wird in unserer Arbeit.“ Es hat Eva sich geirrt, – als sie meinte in Kain, ihrem Erstgeborenen, schon „den Mann, den Herrn“ erlangt zu haben. Und doch sind es großartige Beispiele eines festen hoffenden Glaubens. Es mag auch erwähnt werden, daß der Ausdruck „Glaube“ und „glauben“ wenig im Alten Testament sich findet, 6 mal nur das Wort „Glaube,“ allerdings dann immer an entscheidenden Punkten der Heilsgeschichte, wie das Wort von Abraham vorher angeführt wurde: „Er glaubte dem Herrn,“ wie es von dem Volk Israel zur Zeit Moses zweimal heißt: „Israel glaubte dem Herrn und seinem Knecht Mose.“

 Wie anders nun im Neuen Testament. Hier ist der Glaube der Besitz und das Erfassen des erschienenen Heils. So tritt uns an der Schwelle des Neuen Testaments gleich Maria entgegen, die selig zu preisen ist, weil sie geglaubt hat; so Joseph, so Simeon, der den Neugeborenen auf seinen Armen hatte und der sich durch dessen geringe Gestalt nicht irre machen ließ, freudig zu bekennen: „Meine Augen haben Deinen Heiland gesehen.“ So Petrus der sagen konnte: „Wir haben geglaubt und erkennen somit jetzt, daß Du bist Christus, der Heilige Gottes.“ Joh. 6, 69. So auch Johannes, der sagen kann: „Was wir gesehen haben, was wir gehört haben, was wir geschaut haben mit unsern Augen, und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens, das verkündigen wir euch.“ 1. Joh. 1. Oder denken wir an Thomas, der zuerst zweifelte, dem der Herr das Losungswort gab, das für die ganze Zeit des Neuen Testaments gilt: „nicht sehen und doch glauben,“ der dann den Herrn gläubig erfaßt: „Mein Herr und mein Gott.“ Und besonders dürfen wir Paulus nennen, diesen, wenn man so sagen dürfte, klassischen Zeugen der Glaubensgewißheit. „Ich weiß, an welchen ich glaube.“ Merkwürdig, wie oft der Apostel den Ausdruck gebraucht, „wir wissen.“ Wir wissen, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sind, die an uns soll geoffenbaret werden.“ Es ist ja überhaupt das ganze 8. Kapitel des Römerbriefs das herrlichste Zeugnis neutestamentlicher Glaubensgewißheit.

 Wir sprechen 3. vom Glauben nach seinem innersten Wesen. Es ist üblich oder war bis vor kurzem üblich, in den Katechismen den Glauben zu definieren nach den 3 Wesensbestandteilen – der Lehrweise der Väter entsprechend –