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uns zu einer Quelle der Kraft, weil aus ihm alle christlichen Tugenden hervorgehen.

 Wir reden vom Glauben und von den aus demselben erwachsenden Tugenden, der Tatkraft, der Beständigkeit, der Treue und des Bekennermutes.

 Wir reden zuerst vom Glauben als der Voraussetzung alles Wirkens Gottes an den Menschen. Von Anfang an hat Gott von den Menschen Glauben gefordert, Glauben vorausgesetzt. Es hängt damit zusammen, daß Gott dem Menschen die hohe Gabe eines freien Willens gegeben hat. Wie groß, wie anbetungswürdig ist der Herr, der Höchste, daß Er Kreaturen, Geschöpfe seiner Hand haben wollte, die doch einen eigenen freien Willen hätten, damit sie nicht gezwungen, sondern willig ihm dienten. Darum ist es auch die höchste Aufgabe für die Menschen, ihren ihnen gegebenen freien Willen dazu anzuwenden, daß sie aus eigenem Willen in Liebe und Freiheit dem Willen Gottes sich untergeben. Dieses ganze Verhältnis setzt Glauben und Vertrauen von Seiten der Menschen voraus. So wurde schon von den ersten Menschen gefordert, daß sie Gott glauben sollten. Als Gott ihnen damals Schranken zog, indem Er den Genuß der Früchte vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen untersagte, hätten sie Gott glauben sollen, daß ihnen das nur zum Heil gereichen müsse, daß das Verbot Gottes nur Wohltat sei. Wie hat Gott darin bei jeder besonderen Tat in Gnade und Gericht jedesmal Glauben verlangt und vorausgesetzt. Von Noah, als Er ihm den Befehl gab, die Arche zu bauen, von Abraham, als Er den Auftrag ergehen ließ: „Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will,“ von Mose, als Er ihn sandte zum Führer des Volkes Israel, von dem Volk Israel, da Mose als ein Gesandter Gottes vor dasselbe trat. Erinnern wir uns des 11. Kapitels des Ebräerbriefes, wo im Rückblick auf das Alte Testament gezeigt wird, wie Gott immer Glauben von uns fordert und wie Er je und je Glauben von den Menschen gefordert hat und wie alles, was Großes im Heilsratschluß Gottes und dessen Ausführung geschehen ist, durch den Glauben geschah. Allerdings hat Gott den geforderten und vorausgesetzten Glauben manchmal durch Wunder unterstützt, im Anfang Seines Werkes oder an entscheidenden Punktes desselben; aber Glaube ist auch von den Wundern selbst gefordert worden und durch Wunder allein ist niemand zum Glauben gelangt. So hat Jesus, den Gott in der Fülle der Zeit gesandt hat, das Erlösungswerks zu vollbringen, von Anfang an Glauben von den Menschen gefordert. Schon der Name, den Er führte, setzte den Glauben voraus. Nicht als der vom Propheten verheißene Immanuel, nicht mit diesem großartigen Namen trat Er auf, sondern mit dem bescheidenen menschlichen Namen Jesus. Nicht als der in Bethlehem Geborene, der Er war, sondern als der Mann von Nazareth trat Er vor Sein