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die man selbstverständlich auch einem Buch entnehmen kann. Das wird wohl mit Fug und Recht empfohlen werden dürfen.

 Im übrigen ist der Schwesternberuf nichts anderes als eine sonderliche Gestalt des Christenberufes überhaupt. Nur solange wir beten, sind wir in wirklicher Gemeinschaft mit Gott. Das Gebet hat man das Atemholen der gläubigen Seele genannt. Ach wie träge und lässig sind wir in diesem so herrlichen Geschäfte. Wie haben wir immer Ursache mit den Jüngern zum Herrn zu rufen: „Herr, lehre uns beten,“ aber noch mehr wollen wir zu Ihm sagen mit den Worten des 138. Psalms:

 „Wenn ich dich anrufe, so erhöre mich und gib meiner Seele große Kraft.“

Amen!





8. Stunde.
Mittwoch, 30. Okt. 1912, vormittags.
Lied: 234, 1. 4. 6.
Psalm 36.
Kollekte 229, 65. Lied 236, 2. 3.
Psalm 97.

 Unsere gestrige Stunde schloß mit der Bitte, die einst die Jünger an den Herrn gerichtet haben: „Herr, lehre uns beten.“ Das Gebet, das zunächst als Gabe betrachtet werden muß, sofern es ein teures uns geschenktes Recht ist, das Gebet, welches die Quelle vieler Gnade ist, weil es erhört wird und weil wir viele Erfahrungen der göttlichen Gnade durch dasselbe machen dürfen, das Gebet wird zugleich in uns selbst zu einer Quelle der Kraft; denn das Gebetsleben stärkt in Versuchung, ermöglicht die Wachsamkeit, heiligt all unser Tun und fördert unsere Arbeit. Indem wir vom Gebet geredet haben, treten wir ein in das innere Heiligtum; denn aus dem Herzen kommt das Gebet. Nun wollen wir von der Innerlichkeit selbst, im eigentlichen Sinn sprechen und zwar zunächst vom Glauben, ohne welchen das Gebet nicht denkbar ist, vom Glauben, der uns in die Gemeinschaft Gottes versetzt. Im selben Evangelium des Lukas, in dessen 11. Kapitel die Bitte der Jünger sich findet: „Herr lehre uns beten,“ steht auch im 17. Kapitel das kurze Gebet: „Herr stärke unseren Glauben“ Der Glaube ist eine purlautere Gabe Gottes und also auch eine uns zuteil gewordene Gnade. Der Glaube aber wird auch in