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werden durch Wort Gottes und Gebet. Durch das Gebet heiligen wir unsere Arbeit, stellen dieselbe in den Dienst des Herrn, des Höchsten. Ferner ist das Gebet eine besondere Kraftquelle für den uns verordneten Kampf. Wie kann man besser gegen die Anfechtung der Sünde sich wehren, als eben durch das Gebet und das Wort Gottes, an welchem das Gebet sich immer von neuem stärkt und aufrichtet. Wachen und beten, wie gehört es zusammen. Wenn wir den listigen Anläufen des Teufels widerstehen, wenn wir überhaupt in der Gemeinschaft Gottes bleiben wollen, so gehört dazu das Gebetsleben, das Beten ohne Unterlaß, daß wir uns bemühen, allezeit unsere Sinne und Gedanken auf Gott zu richten und dann zu ihm zu seufzen und zu rufen, wenn es gilt Kraft zu gewinnen für unsere Arbeit. Nur der Geist Gottes kann dieses rechte Leben des Gebets in uns wirken und um Seinen Beistand müssen wir stets flehen.

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 Und nun noch ein Wort von der Bedeutung des Gebets für die Schwestern. Diakonissen sind in ihrem Beruf sehr ans Gebet gewiesen, erstens mit Rücksicht auf unser Werk im ganzen. Wie könnte unser Werk bestehen, wie könnte es die vielen Schwierigkeiten überwinden und die vielen Sorgensteine heben, die sich ihm in den Weg stellen, wenn nicht viele betende Hände sich erheben würden. Eben das ist das Große einer so eng zusammengeführten Genossenschaft wie die der Schwestern unseres Hauses, daß sie Gelegenheit, Anlaß und Antrieb haben, täglich der Sorgen des Hauses und des Gedeihens des ganzen Werkes zu gedenken. Aber wie ist auch für den einzelnen Beruf der Schwestern das Gebet so wichtig. Schwestern müssen freilich sozusagen „viel ausgeben“ in ihrem Beruf, der stets Opferwilligkeit und Selbstverleugnung verlangt. Da gilt es durchs Gebet einzunehmen, Kraft vom Heiligtum her sich zuzuführen. Und wie könnten die vielen Schwierigkeiten, die sonst den Schwestern hinsichtlich ihres Zusammenlebens sich entgegenstellen, anders als durchs Gebet überwunden werden. Wie muß da das Gebet helfen; es kann nicht vergeblich sein, wenn es ernstlich ist und muß die Schwierigkeit hinwegheben helfen. Auch das gemeinsame Gebet können Schwestern im engeren und weiteren Kreis reichlich üben. Die Form dafür kann eine sehr verschiedene sein. Das Litaneiengebet hat vieles für sich. Die verschiedenen Litaneien, die uns zur Verfügung stehen, können zu verschiedenen Zeiten und für die verschiedenen Bedürfnisse vor den Herrn gebracht werden. Auch möchte ich die Form des Diakonischen Gebets empfehlen, d. i. eine kurze Aufforderung für das Gebet und dann ein kurzes Gebet um das, um was es sich handelt. Lange Gebete frei gesprochen haben ihre große Schwierigkeit und Gefahr. Wenn also Schwestern beisammen sind, mögen sie sich in wenig Worten klar darüber werden um was sie bitten wollen; nach Art des diakonischen Gebets sprechen: Wir beten für das und das Bedürfnis und in kurzen Worten dem Gebete Ausdruck geben und so die verschiedenen Fürbitten in Form kurzer Gebete aneinanderreihen,