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1. Stunde.
Freitag 25. Okt., vorm.
Lied. 152, 1–4.
Schluß: Ps. 51, 1–14.
Kollekte S. 219, Nr. 38.[1] Ps. 100.
Lied 152, V. 11 u. 12.

 Zum dritten Male sehe ich einzusegnende Schwestern hier versammelt, zum dritten Mal ist es mir vergönnt, einen Höhepunkt des Diakonissenweges nicht nur sondern des gesamten Diakonissen-Werkes mit erleben zu dürfen. Ich habe gestern, da ich Sie begrüßte, Ihnen gewünscht, daß dieser Höhepunkt Ihres äußeren Lebens, dieser Höhepunkt Ihres Berufslebens, auch ein rechter Höhepunkt des inneren Lebens bei Ihnen werden möchte, daß Sie sich in diesen Tagen und Stunden besonders möchten gehoben fühlen von der Fürbitte der Genossenschaft, gehoben fühlen durch den Gedanken an den großen und schönen Ihnen gewordenen Beruf, gehoben fühlen durch die Gewißheit Ihres Gnadenstandes und durch das Erleben des Beistandes des heiligen Geistes. Jeder Christ erfährt es, daß wir nicht immer auch im Glaubens- und Christenleben auf der Höhe bleiben dürfen, daß es vielmehr aufwärts und wieder abwärts geht oder soll ich lieber sagen, abwärts und wieder auswärts? Weiß ich also, daß Sie nicht immer auf der Höhe bleiben werden, auf welche Sie diese Tage stellen, so möchte ich doch wünschen, daß Sie auf diesen Höhepunkt Ihres Lebens, den die Einsegnung bezeichnet, künftig zurückblicken möchten nicht wie auf ein verlorenes Paradies: „Wie waret ihr dazumal so selig“, sondern darauf zurückschauen können als auf einen Besitz, der zwar für einen Augenblick im Empfinden und Erleben zurücktreten kann, der aber dennoch unverloren bleibt. So haben die heiligen Apostel auf solches zurückgeblickt, was sie auch nicht wieder in dem Maß erleben durften, woran sie aber zehren konnten ihr Leben lang, wie St. Johannes sagt: „Wir sahen Seine Herrlichkeit“ oder St. Petrus: „Wir haben Seine Herrlichkeit selbst gesehen.“

 Es ist zum dritten Mal, sagte ich, daß es mir vergönnt ist, einen Einsegnungsunterricht zu bieten und eine Einsegnung mit abhalten zu dürfen. Es reicht da immer ein Geschlecht dem andern die Hand. Wie im Schwesternberuf rasch die Geschlechter, die Jahrgänge, aufeinander folgen, ist mir diesmal besonders entgegengetreten. Eben als wir uns schlüssig gemacht hatten, über die Auswahl der zur Einsegnung Einzuberufenden, traf es sich, daß mit der


  1. Stets aus Löhe Haus-, Schul- und Kirchenbuch II. Bd., 2. Auflage.