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Mutterhaus gibt Halt – nicht um der äußeren Sicherung willen für die Zukunft, wahrlich, das sei das geringste – sondern um der innern Festigung willen, die damit geschenkt ist. Das Bewußtsein, einem großen Ganzen anzugehören und immer Trost und Weisung im Mutterhaus finden zu können, das ist eine rechte Kraftquelle, die einer Diakonisse zu teil wird. Welchen Schutz gewährt selbst die Tracht, dieses äußere Kennzeichen. Eine Schwester kann zu jeder Stunde der Nacht auch in der Großstadt gehen ohne etwas fürchten zu müssen. Die Tracht gibt aber auch einen Halt in höherem Sinn, denn sie ist eine stete Erinnerung daran, daß, weil man als Schwester erkannt wird, man auch überall so wandeln muß, daß man dem schönen großen Beruf damit Ehre macht. Und wenn Sie nun das Kreuz und den Schleier bekommen, so ist das für Sie eine doppelte Anmahnung zu großer Treue. Der Schleier, der nur beim heiligen Abendmahl und bei hohen feierlichen Anlässen getragen wird, sei Ihnen eine stete Mahnung heilige jungfräuliche, bräutliche Liebe zu Jesu allezeit zu betätigen und das Kreuz sei Ihnen eine stete Erinnerung an den, der Sich am Kreuz für uns geopfert hat. Die Quelle der Kraft liegt für Sie in dem Gedanken an das Opfer Christi, das Er für Sie brachte. Da sei Ihnen das Kreuz ein Ehrenzeichen und ein Bekenntnis nicht minder vor der Welt.

 So wollte ich heute zeigen, daß die Arbeit und der Beruf eine sehr wichtige Zucht und eine heilsame Ordnung, aber auch ein sicherer Halt für uns ist. Frauen stehen an sich leicht in der Gefahr der Vielgeschäftigkeit, die sich in solches mengt, was nicht unmittelbar ihre Aufgabe ist. Das will das Wort Gottes nicht haben. 1. Petri 4 sagt der Apostel, es solle niemand leiden als einer, der in ein fremd Amt greife, als einer, der sich aufsichtführend in Sachen mengt, die eines anderen Aufgabe sind. Das ist auch eine Gefahr des weiblichen Geschlechts. Aber in welch schöne, klare und sichere Bahn sind Sie gewiesen durch Ihren Beruf.

 Wir sind davon ausgegangen, daß wir von einer gewissen Doppelseitigkeit des Lebens sprachen, daß wir leben als solche, die in der Welt sind und doch nicht von dieser Welt. Wir werden in gar viele Lebensbeziehungen hineingestellt und fühlen uns oft durch sie gebunden. Wenn wir aber das Eine kennen, das not ist, das Eine, das alles ersetzt, dann wird von diesem Einen aus alles verklärt, zusammengehalten, in die richtige Bahn gelenkt. So bilde den Schluß die Mahnung zu dem Entschluß:

Nun, Herr Jesu, du alleine –
Sollst mein Ein und Alles sein. Amen.