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nicht gescheut oder gar mißachtet haben. Es wird von den Patriarchen uns mehrfach berichtet, daß sie Bäume pflanzten, auch Getreide aussäeten. Wir wissen von Saul, daß er, schon zum König gewählt, es nicht verschmäht hat, hinter den Rindern herzugehen. Es ist uns von David wohl bekannt, daß sein schwerer Fall sich daran anknüpfte, daß er anstatt des Herrn Kriege zu führen in träger Ruhe zuhause blieb. Es war dem Volk Israel von Gott die Anweisung gegeben, im Land der Verheißung durch Ackerbau sich zu ernähren und es ist ihm die köstliche Verheißung mit auf den Weg gegeben, „du wirst dich nähren deiner Hände Arbeit, wohl dir, du hast es gut.“ Ps. 128, 2.

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 Von Jesus ist gesagt worden, daß er mehr ein Ideal mönchischer Art zeige und mehr Zurückgezogenheit von der Arbeit und Welt geübt habe. So behaupten Ungläubige und beziehen sich dabei auf einzelne Worte des Herrn, wie etwa auf das von den Lilien auf dem Feld und den Vögeln unter dem Himmel, die nicht arbeiten und spinnen, nicht säen und ernten. Das ist aber gröbliches Mißverständnis dieser für uns so tröstlichen Worte. Wir dürfen dagegen daran erinnern, daß der Herr ausdrücklich von den Seinen Treue im Kleinen verlangt und daß er die Treue und Klugheit der Haushalter auch im irdischen Leben preist. Und er hat selbst uns das höchste Beispiel der Arbeit gegeben, da er in den Jahren seiner Stille in Nazareth nicht verschmähte des Vaters Arbeit mit zu betreiben, und ohne Zweifel nach des Vaters Tod selbst die Leitung des Geschäftes in die Hand zu nehmen. Wird er doch bei Markus einmal geradezu „der Zimmermann“ genannt oder Baumeister, wie es eigentlich heißt. Also hat er selbst auch die Arbeit mit der Hand durch Sein Vorbild geheiligt. Wir haben alsdann von Ihm aus der Zeit, da er Sein Amt ausübte, das höchste Beispiel von Aufopferung in der Arbeit, so daß Seine Jünger oft besorgt waren, er möchte von Sinnen kommen, er möchte nicht aushalten können dieses stete Angelaufensein, während doch der Herr das große Wort sagt, daß Er wirken will solange es Tag ist, ehe die Nacht kommt da niemand wirken kann. Die Apostel haben uns gleichfalls Mahnungen zur Arbeit hinterlassen, besonders Paulus. Er hat den Tessalonichern, die bei den allzu hoch gespannten Erwartungen einer schon ganz nahen Wiederkunft des Herrn die Arbeit einstellten, die bekannten Worte über die Notwendigkeit der Arbeit geschrieben. Und welch ein Beispiel gab er uns selbst, da er es für einen sonderlichen Ruhm erklärte, daß er das Evangelium ganz umsonst lehren wolle, wie er es umsonst empfangen hatte und daß er durch seiner Hände Arbeit sich und die mit ihm waren auf seinen Missionsreisen ernährte. So ist die Arbeit in der hlg. Schrift geheiligt und es ist keine Frage, daß das Christentum die Arbeit hoch zu Ehren gebracht hat. Es gab Völker, bei denen das nicht erst notwendig schien, wie etwa die Römer in ihrer bessern Zeit die Arbeit mit der Hand nur für ehrenhaft hielten. Dagegen haben unsere heidnischen Vorfahren die Arbeit als Tätigkeit der Sklaven angesehen und des