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die Erde mehr und mehr sich untertan zu machen und wenn wir es von göttlichem Standpunkt aus ansehen, dann ist es die Aufgabe die Erde umzugestalten zu einem Reich Gottes. Das letztere ist der größte objektive Gesichtspunkt der Arbeit. Was uns entgegentritt an neuen Erfindungen, verweist uns immer wieder auf dies Gebiet. Wenn in unsern Tagen der Mensch sogar die Luft sich untertan zu machen bestrebt ist, so ist das nicht an sich widergöttlich. Das würde es nur in der Hand solcher, welche glaubten nun Gottes nicht mehr zu bedürfen. Vielmehr haben wir auch hier eine großartige Ausübung der Herrschermacht über die Erde, die dem Menschen von Gott gegeben ist, und die er vermöge seiner Vernunft betätigt. Wie bekannt, ist der Erfinder des Luftschiffes, Graf Zeppelin, ein überzeugter Christ, der nicht etwa in widergöttlichem Sinn derartige Versuche veranstaltete, über die man erst lächelte, während man jetzt die große Bedeutung derselben erkennt. Soviel über die Begriffsstimmung der Arbeit.

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 Nun ist die Arbeit eine andere geworden durch den Sündenfall. Der Mensch hat auch nach dem Sündenfall etwas vom Ebenbilde Gottes behalten, wie er auch in der Schrift nach der Sintflut noch als Gottes Bild ausdrücklich bezeichnet wird. Bei der Verhängung der Strafe über den, der die Hand wider einen Menschen zu erheben wagt, heißt es bekanntlich: „Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen nach Seinem Bilde gemacht.“ Die kreatürliche Seite des göttlichen Ebenbildes ist geblieben. Der Mensch hat noch Vernunft und freien Willen und kann durch dieselben die ihm zugewiesene Herrschaft über die Erde ob auch nicht mehr ungehindert üben. Die höhere, die sittliche Seite des Ebenbildes Gottes ging freilich verloren, nämlich die anerschaffene Heiligkeit, Weisheit und Vollkommenheit; aber da die kreatürliche Seite noch vorhanden ist, so ist eine Verneuerung nach dem Ebenbilde Gottes möglich. – So ist die Arbeit nach dem Sündenfall geblieben, aber durch die Sünde ist sie anders geworden, mühsam und auch oftmals vergeblich. Das hat Gott deutlich ausgesprochen: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen und im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ Auch wird nun die Arbeit leider oftmals unmittelbar in den Dienst der Sünde gestellt. Es ist und bleibt bedeutsam, daß die Ausbildung der Erfindungen dem Geschlecht der Kainiten in der hl. Schrift ausdrücklich zugeschrieben wird, wie Lamechs Söhne die Erfinder des Erzgusses und der Musik gewesen sind. Um so wichtiger ist aber zugleich die Arbeit geworden als eine heilsame Zucht für den Menschen. Im alten Testament wird die Arbeit hochgehalten. Wir dürfen nur an die Sprüche Salamonis erinnern, in denen manche bedeutsame Worte über den Segen der Arbeit einerseits und über Nachlässigkeit und Trägheit andererseits sich finden. Wir dürfen darauf hinweisen, daß die heiligen Männer die Arbeit