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Landeskirche allen anderen darin vorangegangen. Wir wissen, daß die Liturgie ein Punkt ist, der besonders für uns in Neuendettelsau von jeher bedeutsam war. Ich kann darauf hinweisen, daß ich am Anfang dieses Jahres im Diakonissenblatt einige allgemeine Gesichtspunkte über die Liturgie darbot, und daß ich dort darlegte, wie Liturgie im weiteren Sinn jede feststehende Ordnung des Gottesdienstes bedeutet, und daß Liturgie im engeren Sinn diejenige Form und Ordnung bezeichnet welche eine Beteiligung der ganzen Gemeinde beim Gottesdienst ermöglicht. Ich wies auch dort darauf hin, daß es drei verschiedene Gesichtspunkte sind, die den evangelischen Gottesdienst gleichsam konstituiren oder begründen. Vor allem der Unterschied, der in der ersten Einseguungsstunde gestreift wurde von „sakramental“ und „sakrifiziell“. Sakramentale Bestandteile des Gottesdienstes sind die, die irgend Gnadengüter der Gemeinde darbieten aus Wort oder Sakrament. Sakrifizielle Bestandteile sind die, welche Dankopfer der Gemeinde darstellen. Gott naht sich zu uns, wir nahen uns zu Ihm. Ferner kommt in Betracht der Unterschied vom Tun des verordneten Amtsträgers, der den Gottesdienst zu leiten hat und der Beteiligung der ganzen Gemeinde am Gottesdienst, die nicht fehlen soll, endlich der Gesichtspunkt von feststehenden Teilen des Gottesdienstes, die regelmäßig wiederkehren, und freien Darbietungen, Predigt und freies Gebet. Aus dem lebensvollen Zusammenwirken dieser verschiedenen Elemente und Gesichtspunkte ist Ordnung und Form der Gottesdienste erwachsen. Gewiß ließe sich auch auf diesem Gebiet noch eine größere Mannigfaltigkeit denken. Wir haben es aber als eine besondere Gnade zu betrachten, daß wir die ausgebildete und reich liturgische Ordnung in unserem Gottesdienst haben. Die Diakonissenhäuser begrüßen besonders die liturgischen Ordnungen, weil sie als eine Genossenschaft sich zusammenschließen und Ordnungen sonderlicher Art darum bedürfen. Diakonissenhäuser sind geeignet Liturgisches noch besonders zu pflegen, weil hier doch eine Zusammenfassung solcher Persönlichkeiten vorhanden ist, die wenigstens mit Ernst Christen sein wollen, wie Luther schon im Vorwort zur deutschen Messe den Wunsch ausgesprochen hat, solche haben und zusammenfassen zu können. Löhe hat in seiner Diakonissengenossenschaft eine Sammlung solcher sehen wollen, die in den apostolischen Ordnungen willig und treu einherzugehen bemüht sind. Wir dürfen die liturgischen Ordnungen, die wir in unserm Hause haben, als eine besondere Gnadenquelle betrachten und die Kraftquelle, die dadurch genährt werden soll, ist der Geist der Andacht. Ach möchte durch die liturgischen Ordnungen unseres Hauses und auch durch die Ordnungen, die Schwestern da und dort an ihren Orten in gemeinsamen Andachten und Gottesdiensten pflegen, der rechte Geist der Andacht unter uns gestärkt werden, daß wir die Gottesdienste und häuslichen Andachten eben als Mittel dafür ansehen, unsere Gedanken einmal loszulösen von den irdischen Geschäften, die uns so sehr in Anspruch nehmen und so sehr unsern Geist lähmen. Möchten