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Schmalkaldischen Artikeln heißt es einmal: „Ein jedes Kind von 9 Jahren wisse jetzt“ – durch die Reformation – „was Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die Schäflein,die auf die Stimme des guten Hirten hören.“ So kann man auch sagen: Die Kirche ist die Herde Jesu Christi, das heißt: Die Gesamtheit der Menschen, die durch den Glauben stets in Verbindung stehen mit Christo, dem gen Himmel erhöhten Haupt und die darum untereinander verbunden sind. Es liegt hierin, daß die Kirche zunächst eine unsichtbare ist, in der Gegenwart, weil wir nicht wissen können, wer wahrhaft gläubig ist weil wir nicht mit Bestimmtheit sagen können, wer zu ihr innerlich gehört. Aber doch ist die Kirche zugleich auch sichtbar, da wir wohl sagen können, wo sie auf Erden zu finden ist, nämlich nicht etwa da, wo gläubige Kinder Gottes sich zusammenfinden und als solche sich erkennen, – das ist der Grundsatz der Sekten – sondern – das ist lutherische Lehre – da wo das Wort Gottes gepredigt und die heiligen Sakramente verwaltet werden. Da ist die Kirche, weil da der heilige Geist wirkt und wenn wir darum sagen: „wir glauben eine heilige christliche Kirche“, so sagen wir damit: wir glauben, daß überall, wo das Wort Gottes gepredigt wird und die Sakramente verwaltet werden, der heilige Geist wirksam ist. Das sagen wir von der sichtbaren Kirche und wir sagen weiter: wo der heilige Geist durch Wort und Sakrament wirkt, da müssen auch gläubige Christen vorhanden sein. Das bekennen wir von der unsichtbaren Kirche. Diese Auffassung von dem, was Kirche ist, ermöglicht uns die wahre Toleranz und Duldung. Wir erkennen überall noch Kirche Gottes an, wo überhaupt noch Wort und Sakrament vorhanden sind, ob auch vielfach getrübt durch Irrtum und falschen Brauch. Freilich sagen wir: Die wahre Kirche Gottes ist da, wo das Wort Gottes lauter und rein gepredigt wird und die Sakramente nach der Einsetzung Jesu Christi verwaltet werden. Wie schön klar und nüchtern ist diese Auffassung von dem, was die Kirche ist, und es ergibt sich nun auch daher eine Klarheit über den kirchlichen Sinn, der so notwendig ist und als eine Kraftquelle sich erweisen kann. Wir wissen vor allem: wer zu Jesu Christo gehört, durch den Glauben mit Ihm verbunden ist, der gehört auch seiner Kirche an und ferner sind wir uns darüber klar: nur durch den Dienst der Kirche werden uns die Gnadengaben in Wort und Sakrament dargereicht. Darum sind wir auch verpflichtet und darum ist uns der Weg klar gewiesen, für unsere Kirche zu arbeiten. Wer darum kirchliche Arbeit tun will, der hat sie im Sinn des Bekenntnisses unserer Kirche zu tun. Wir lehnen ausdrücklich ab, kirchliche Werke zu treiben über die Grenzen unserer Kirche hinaus. Wir lehnen ab jede Konföderation, wie man das nennt, (d. i. Verbindung) für kirchliche Zwecke mit solchen, die nicht unserer Kirche angehören. In der Gegenwart wird das für unserer eigene Landeskirche immer wichtiger; denn das ist doch gegenwärtig der Streitpunkt innerhalb unserer