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Gemeinschaft Christi sich regt. Unrichtig ist es nicht, wenn man sich äußerlich in diesem Punkt mahnen läßt, indem man sich vornimmt zu bestimmter Frist das heilige Sakrament zu suchen.

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 Wir haben weiter zu reden von dem Verhältnis des Sakramentsempfangs zu der inneren Vereinigung mit Christo. Unsre Väter haben in ihrer Darstellung der Heilsordnung als letztes, als Ziel der ganzen Wirksamkeit des heiligen Geistes an uns die unio mystica bezeichnet d. h. die geheimnisvolle Vereinigung mit Christo. Erst: Berufung, Erleuchtung, Bekehrung, Rechtfertigung, Erneuerung, Heiligung, als letztes erscheint diese geheimnisvolle Einigung mit Christo. Das entspricht auch ganz der Meinung des Herrn. Der Herr selber sagt Joh. 14: „Wir werden kommen und Wohnung bei ihm machen,“ Er und der Vater im Heiligen Geist. Christus für uns, ist und bleibt der Grund unseres neuen Verhältnisses zu Gott, die Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben. Aber das Ziel ist gewiß: Christus in uns. So sieht es auch der Apostel an, wenn er sagt Gal. 2: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir,“ oder 2. Korinther 3: „Wir werden verkläret in dasselbige Bild,“ nämlich in das Bild Christi. Und das letzte Ziel ist dann: „der auch unsern nichtigen Leib, – diesen Leib der Nichtigkeit – einst verklären wird, um ähnlich zu werden Seinem Leibe der Herrlichkeit,“ wie Philipper 3 geschrieben steht. Das Ziel der ganzen Gnadenwirkung des hlg. Geistes ist, daß wir in Christo leben und Er in uns. Nun ist diese innere Vereinigung mit Christo nicht etwa nur an das heilige Sakrament gebunden, sondern kann und soll jederzeit sich vollziehen. So gibt es ohne Frage eine geistliche Vereinigung mit Christo und auch einen geistlichen Empfang des Leibes und Blutes Christi. Wir kommen damit auf Joh. 6 zu sprechen. Dort hatte der Herr, als am Tage nach dem Speisungswunder in der Schule zu Kapernaum die Juden Ihn aufsuchten, sie angeredet mit dem Wort: „Ihr suchet Mich darum, weil ihr Brot gegessen habt und satt worden seid, wirket Speise, nicht die vergänglich ist, sondern die da bleibet in das ewige Leben.“ Die Juden verstehen auch wohl, was Er meint; denn sie fragen: „Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?“ Der Herr antwortet darauf: „Das ist Gottes Werk, daß ihr glaubet an Den, den Er gesandt hat.“ Diese Forderung war aber den Juden schon viel zu groß. Als einen Propheten wollten sie Ihn gelten lassen, als einen messianischen König wollten sie Ihn ausrufen, aber daß sie an Ihn glauben sollten als an Den, den Gott gesandt hat, das ist ihnen zu viel. Nun wollen sie ein höheres Zeichen haben. „Unsere Väter haben Manna, Brot vom Himmel gegessen“. Das war nach ihrer Meinung ein größeres Zeichen als das von Ihm vollbrachte. Nun geht der Herr den Schritt weiter, daß Er sagt: „Ich bin das Brot, das vom Himmel kommt. Nicht Mose hat euch Brot vom Himmel gegeben, sondern dies ist es, das wirklich vom Himmel kommt und der Welt das Leben bringen kann.“ Nach manchem Hin-