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Große und Wunderbare statt, daß vermöge des äußeren Wasserbades, das aber freilich, wie der Apostel sagt, ein Wasserbad ist im Wort, daß vermöge dieses äußern Wasserbades etwas ganz Bestimmtes, Reales an uns geschieht: die Aufnahme in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes, die Abwaschung von Sünden, die Verleihung des Kindesrechts. – Aber es wird gesagt werden dürfen: beim andern Sakrament ist die Verbindung des sichtbaren Zeichens und des himmlischen Gnadengutes eine viel engere, das allergeheimnisvollste, daß das sichtbare Zeichen gleichsam die himmlischen Gnadengüter in sich schließt, auf wunderbar geheimnisvollem Wege sich mit denselben verbindet. So kommt beim zweiten Sakrament das, was die Sakramente sein sollen, allerdings zum höchsten und vollkommenen Ausdruck. Und es darf gesagt werden, daß das heilige Sakrament des Altares das höchste ist, was der erhöhte Herr Seiner Kirche geschenkt hat. Es ist demnach eine Gnadenquelle höchster und wunderbarster Art, aber auch diese Gnadenquelle soll in uns zur Kraftquelle werden. Das heilige Sakrament ist das Höchste, was der Herr seiner Kirche auf Erden darbietet, das Höchste aber, was in uns Christen gewirkt werden kann und soll durch die gesamte Arbeit des göttlichen Geistes, das ist die Vereinigung mit Christo, und eben durch das heilige Abendmahl wird diese Vereinigung mit Christo, die auch sonst und an sich allezeit stattfinden und bestehen soll, aufs höchste in uns gestärkt. Wir reden:

Vom heiligen Nachtmahl und der durch dasselbe gestärkten Gemeinschaft mit Christo.

 Es ist bekannt, daß an diesem Punkt – in der Lehre vom heiligen Abendmahl – die Verschiedenheit der 3 Hauptkonfessionen am stärksten zum Ausdruck kommt. Traurig freilich, daß gerade das, was der Herr als Mahl der Gemeinschaft geordnet und gewollt hat, ein Zeichen der Trennung sein muß; aber solange überhaupt Verschiedenheit des Glaubens und Trennung unter den Christen vorhanden ist, muß es freilich gerade an diesem Punkt sich zeigen und betätigen. Der Unterschied der 3 Hauptkonfessionen besteht auch hier wie bei der Lehre von den Sakramenten überhaupt darin, daß die römische Kirche das Sakrament überschätzt, die reformierte es unterschätzt, während die lutherische Kirche die richtige Mitte der Wertung einzuhalten weiß. Die katholische Kirche steigert überhaupt den Sakramentsbegriff, insbesondere auch die Lehre vom heiligen Abendmahl, da sie bekanntlich eine Verwandlung des irdischen Zeichens in das himmlische Gnadengut und zwar durch die Hand des Priesters sich vollziehen läßt. Man könnte die Lehre an und für sich, zwar als irrige, aber nicht als gefährliche Auffassung bezeichnen, wenn nicht die Konsequenzen wären. Weil durch des Priesters Segnung die Hostie in den Leib Christi verwandelt ist, so ist nach katholischer Auffassung in der gesegneten Hostie die eucharistische Gegenwart des Herrn bei Seiner Gemeinde gegeben. Es wird die Hostie in jeder kath. Kirche aufbewahrt und irrtümlicher Weise darauf die Gegenwart Christi in Seiner Gemeinde begründet. Weil auch jeder