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in den Tod geben und daß „täglich herauskommen und auferstehen muß ein neuer Mensch.“ Die heilige Schrift sieht es auch so an, daß es gilt, immer zurückzukehren zu dem, was uns einmal geschenkt ist. „Richtet wieder auf die lässigen Hände.“ „Jaget nach der Heiligung“, Ebr. 12. Und damit wird uns die Kraftquelle für unser alltägliches Leben, für die Arbeit des Berufes gezeigt: Die tägliche Erneuerung des Taufbundes. Wollen wir täglich denken an die große Gnade, die uns in der heiligen Taufe geschenkt ist, wollen wir uns an diese Gnade täglich erinnern: wir sind in Christum eingepflanzt. Wollen wir uns auch täglich vornehmen, was wir in der Taufe versprochen haben, zu halten. Um das recht kräftig zu machen, hat die christliche Kirche bei der Taufe die Tauffragen eingeführt, um den Eindruck zu erwecken, daß man etwas übernimmt, was durchs Leben hindurch immer wieder erneuert werden muß. Das ist die Bedeutung der Entsagung bei der Taufe: „Entsagst du dem Teufel und allen seinen Werken und alle seinem Wesen?“ Es ist dringend zu empfehlen, daß ein Christ täglich diese Entsagung in Gedanken betend vollzieht. Man mag es in christlicher Gemeinschaft laut und gemeinsam tun, jedenfalls ist es notwendig, daß man täglich wieder daran denke: Ich bin ein getaufter Christ. Es ist in mir die Kraft und Gnade eines neuen Lebens und so will ich auch heute allem Wesen der Welt und des Teufels entsagen. Ich will mich Christo zum Eigentum im Glauben und Gehorsam ergeben.

 In der hl. Taufe hat sich uns die erste und reichste Gnadenquelle unseres Lebens eröffnet und sie soll in uns zur Kraftquelle werden, daß ein neues Leben in uns zustande komme. Wollen wir täglich zu dieser Gnaden- und Kraftquelle zurückkehren. Wenn wir das tun, so wird das unser Christenleben stetig und gleichmäßig machen, daß es nicht ein ruheloses Sehnen und Suchen bleibe. Das wird unser Christenleben fest und freudig machen, weil wir uns immer auf diese Tat Gottes, die an uns geschehen ist, gründen. Und es wird unser Christenleben tätig und kräftig machen, weil wir daran denken, daß wir etwas sein sollen zum Preis der Gnade Gottes und weil uns diese geschenkte Gnade nicht faul und unfruchtbar lassen darf.

 Und so laßt uns denn, das soll das Ergebnis unserer Betrachtung sein, die Gnaden- und Kraftquelle der hl. Taufe immer mehr erkennen und gebrauchen. Möchte es bei uns allen dahin kommen, daß wir durch unserer Taufe Kraft zu Seines Himmels Bürgerschaft dereinst geführet werden. Amen.