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ein neues Leben durch die Taufe in uns gepflanzt wird. Es ist ja richtig: wenn Erwachsene getauft werden, so ist zuvor schon etwas von neuem Leben durch den Geist, durchs Wort gewirkt, wie sich das in den Regungen der Buße und des Glaubens zeigt, aber die eigentliche Gewißheit fehlt noch und der schöpferische Anfang des neuen Lebens wird doch erst durch die Taufe gemacht, wie auch alle, die durchs Wort gläubig geworden sind, nachdem sie wohl unterwiesen sind, nach der Taufe verlangen. Der Apostel benennt die Taufe als das, wodurch die Gabe des heiligen Geistes uns vermittelt wird. (Apostel-Gesch. 2, 38.) Auch beim Hauptmann von Cäsarea, Kornelius und den Seinigen, wo schon deutliche Geisteswirkungen erfolgt waren, hält der Apostel die Taufe nicht für überflüssig, sondern läßt sie an ihnen vollziehen. Nur die Apostel selber und die, welche sonst noch am Pfingstfest anwesend gewesen sind, haben der Taufe nicht bedurft, weil sie unmittelbar mit dem heiligen Geist, der in der Fülle seiner Gnaden ihnen geworden ist, ausgerüstet waren.

 Das ist es, was wir als die Gnadenquelle der Taufe bezeichnen können, daß hier für unser ganzes Leben die göttliche Bürgschaft geworden ist: wir sind zu Gott in ein neues, in das Kindschafts-Verhältnis gesetzt, das ganze teure Heil gehört uns, die Wirkungen des heiligen Geistes sind an uns in Kraft getreten und sollen fortgehen. Gewiß eine Gnadenquelle ohne Gleichen.

 Aber sie soll nun auch in uns zu einer Kraftquelle werden, indem das neue Leben in uns nun auch zustande kommt und in täglicher Erneuerung sich erweist. Man kann die Wiedergeburt wohl die Wirkung der heiligen Taufe nennen. Manche trennen die Wiedergeburt das unsichtbare Gnadengut selber. Das ist aber irrig; denn die Wiedergeburt ist kein objektives Gut, sondern etwas in uns sich Vollziehendes. Als Wirkung aber der heiligen Taufe wird die Wiedergeburt zu betrachten sein. Es ist das, was Hesekiel in Kapitel 36 in Aussicht gestellt hat. Dort sagt Gott durch ihn: „Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben. Ich will rein Wasser über euch sprengen, von aller Unreinigkeit und euern Götzen will ich euch reinigen.“ Es ist die Erfüllung dessen, was der Herr im Gespräch mit Nikodemus in Aussicht gestellt hat: „eine Wiedergeburt aus Wasser und Geist.“ – Und Titus 3, was könnte der Apostel anders meinen als die Taufe, wenn er an dieser Stelle spricht: „vom Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes.“

 Indem in uns durch die heilige Taufe die Kraft eines neuen Lebens gepflanzt wird, wird die Wiedergeburt ermöglicht, ja sie beginnt nach ihrer objektiven Seite hin; denn es steht bei jedem Getauften so, daß er nicht mehr im alten sündigen Leben wandeln muß, sondern im neuen Leben wandeln kann. Indem uns in der Taufe die Vergebung der Sünden geschenkt ist, ist ihre Macht und Gewalt über uns gebrochen, daß wir der Sünde nicht mehr dienen müssen, sondern durch Kraft des heiligen Geistes in einem neuen Leben stehen können.