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als ob die Ereignisse der Kirchengeschichte darin vorausgesagt sein sollten, was allerdings nicht stimmen kann. Die Offenbarung soll auch nicht zeitgeschichtlich gedeutet werden, als ob sie nur den damals lebenden Christen habe Trost bringen sollen in den Christenverfolgungen. Endgeschichtlich will sie aufgefaßt sein, den Ausgang der Dinge will der erhöhte Herr in diesem Gesicht Seiner Gemeinde zum Trost und zur Stärkung vor Augen führen. Allerdings beginnt die Offenbarung mit der Kirche der Gegenwart. Die sieben Sendschreiben an die Gemeinden Asiens sind Mahnungen und Tröstungen, gegeben der Kirche Gottes aller Zeiten für die Ausgestaltung ihres Lebens. Aber sie sind nur der Anfang des Buchs, nun folgen erst die Gesichte von der Endzeit, von dem letzten Kampf und Strauß. Sie zeigen wie im Bilde die Herrschaft Gottes über die Welt, das Testament Gottes, das versiegelte Buch, Seine Verfügung über den Gang der Weltgeschichte, die nur durchs Lamm gelöst werden kann, weil nur durch Christus der Heilsratschluß offenbar geworden ist, nur durch Christus die Geschichte ihrem Ausgang entgegen geführt werden kann. Es wird gezeigt der Gang des Reiches Gottes durch die Welt, sein Siegesgang und wie alle Weltereignisse, Kriege, Pestilenz, Teuerung nur dem Reich Christi dienen müssen. Bei der fortschreitenden Lösung der Siegel tritt der Ausgang vor Augen und jedes folgende Gesicht führt weiter zum Ende hin; greift zwar oft wieder zurück, aber beschreibt je länger, je ausführlicher, was das Ende eigentlich ausmacht. Besonders bedeutsam sind die Gesichte über das Verhältnis der Weltmacht zur Kirche Christi. Die Weltstadt wird uns gezeigt, der Sitz des antichristlichen Reiches, an der das Gericht seinen Anfang nimmt. Man kann sagen, wenn man darauf verzichtet, das Einzelne ausdeuten zu wollen, ist das Verständnis dieses Buches nicht so schwer. Nur große Schwierigkeit liegt im 20. Kapitel, in der Voraussagung eines tausendjährigen Herrschens Christi mit den Seinigen, was freilich in der verschiedensten Weise aufgefaßt worden ist. Wir werden sagen müssen: Der diesseitigen Weltzeit kann dies Herrschen nicht angehören, sondern der kommenden Zeit, eine Vorstufe der vollkommenen Herrlichkeit soll es offenbar sein. Schwierig ist die Frage, wie sich das Leben der Menschen gestalten wird und wie weit eine teilweise Verklärung der Erde denkbar ist. Aber wenn auch hier große Schwierigkeiten vorliegen, wie herrlich sind die folgenden, die letzten Gesichte, die uns die Gottesstadt zeigen in ihrer Vollendung, das Wohnen Gottes auf Erden unter Seinem Volk.

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 Wir fragen nun: Welche Kraft wohnt der christlichen Hoffnung inne? Da werden wir sagen dürfen: die christliche Hoffnung wird zur Kraftquelle in uns dadurch, daß sie uns verleiht volle und große Freudigkeit, wenn wir an die Vollendung des Einzelnen denken, an den seligen Heimgang, dessen wir gewiß sein dürfen, wenn wir an Christum glauben und in ihm leben. Gewiß muß uns immer wieder der Ernst des Todes und die Rechenschaft mächtig vor Augen stehen, wenn wir an das Sterben denken, aber die