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die Hoffnung, diese innere Gewißheit der einstigen Vollendung des Reiches Christi auf die Gottesverheißungen, die in Christo Ja und Amen sind, in Christo jetzt schon ihre Erfüllung auch für uns dem Anfang nach gefunden haben.

 Soviel von dem, was die christliche Hoffnung ist. Wir fragen weiter: auf was richtet sich die christliche Hoffnung im einzelnen? Wir sagen zunächst einmal allerdings auf die persönliche Vollendung des einzelnen Christen. Vergegenwärtigen wir uns die Gestalt, welche die christliche Hoffnung in Paulus, dem großen Apostel, gehabt hat. In seinen ältesten Briefen: 1. Thessalonicher 4 und 1. Korinther 15 geht er davon aus, daß er selbst den Tag des Herrn noch miterleben darf. „Wir, die wir leben und überbleiben“ oder „wir werden nicht alle sterben, wir werden aber alle verwandelt werden.“ Späterhin im 2. Korintherbrief hält er sich die doppelte Möglichkeit vor Augen, daß er vor der Erscheinung Christi noch sterben könne, sie vielleicht aber auch noch erlebe, wie er 2. Korinther 5 sagt „er wünsche allerdings nicht entkleidet sondern überkleidet zu werden.“ Philipper 1 drückt er sich ähnlich aus. Da ist ihm schon mehr der Gedanke ans Sterben naheliegend: „Christus ist mir Leben, Sterben ist mir Gewinn.“ und in den letzten Briefen spricht er deutlich von seinem nahe bevorstehenden Abscheiden.

 Nun wissen wir längst schon, was der Herr andeutete, als Er Luk. 21, 4 von den Zeiten der Heiden spricht, die erfüllt sein müßten und was der Apostel Paulus Römer 11 auch andeutet, daß erst die Fülle der Heiden eingegangen sein muß ins Reich Gottes, ehe Israel als Volk den Eingang ins Reich gewinnen könnte. Wir wissen, daß eine längere Zwischenzeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen des Herrn liegt. Paulus, der in kurzer Zeit den Weltkreis, das römische Reich, mit dem Evangelium von Christo hat erfüllen können, hat sich allerdings den Gang der Dinge rascher gedacht. Wir wissen, daß es lange Zeiträume geworden sind. Es ist die Zeit, in welcher die Kirche Gottes auf Erden erwächst, während das erhöhte Haupt im Himmel thront und so muß sich die christliche Hoffnung freilich auf die persönliche Vollendung des einzelnen Christen richten, auf das selige Sterben, auf den Heimgang. Dafür bietet uns die Schrift vollsten Trost durch Jesu eigene Worte an den Schächer am Kreuz in dem großen „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“; denn der Schächer hatte in großartigem Glauben gebeten: „Herr, gedenke an mich, wenn du kommst in deinem Reich.“ Der Apostel Paulus gibt uns 2. Korinther 5 einen herrlichen Trost für das Abscheiden. „Wenn das irdische Haus dieser leiblichen Hütte zerbrochen wird, haben wir einen Bau von Gott erbauet, ein Haus nicht mit Menschenhänden gemacht, das ewig ist, im Himmel“ oder „der Herr wird mich erlösen von allem Übel und aushelfen zu Seinem himmlischen Reich.“ So spricht auch Petrus in großer Ruhe und Freudigkeit davon, daß „er seine Hütte bald ablegen wird.“ Und die Offenbarung zeigt uns die große Schar aus allen Völkern und Geschlechtern, die mit weißen