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Sünde erscheinen Denen, die auf Ihn warten zur Seligkeit.“ Hier ist klar und deutlich gesagt, was das alte Testament noch nicht erkennen konnte, daß es ein zweifaches Kommen Jesu Christi gibt, ein Kommen in Niedrigkeit zur Erlösung der Menschen, ein Kommen in Herrlichkeit zum Gericht über die gottlose Welt und zur Erlösung Seiner Gemeinde. Das hat der Herr Jesus Christus selbst, wie wir wissen, deutlich genug bezeugt: „Alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Und wiederum: „Wenn des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit und Seine heiligen Engel mit Ihm.“ Und vor dem hohen Rat bezeugt Er noch letztlich: „Ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen“ etc. d. h. ihr werdet erfahren müssen und erleben, daß Sein Reich mit Kraft kommt und werdet Ihn dann sehen kommen in den Wolken des Himmels. Daß der Sohn wiederkommen wird, um sein Werk in Herrlichkeit zu vollenden, das ist ihnen gewiß verbürgt in der Tatsache Seiner Auferstehung. Er ist selbst durch Seine Auferstehung eingetreten in ein Leben der Verklärung und Herrlichkeit, nicht für sich, sondern für die Seinen; denn als der erhöhte und verklärte Menschensohn ist Er hervorgegangen aus dem Grab. Darum nennt Ihn St. Paulus den Erstgeborenen von den Toten und den Erstling unter denen, die da schlafen. Weil Seine Auferstehung der Seinigen Auferstehung verbürgt, darum wird Er in der Offenbarung „der Erstgeborene, der Anfänger der Kreatur Gottes“ genannt, d. h. der Anfang der Neuschöpfung, die einst zur Ausgestaltung gelangen wird, die jetzt schon dem Anfang und der Kraft nach in Christo vorhanden ist. So wird das Wort im Kolosserbrief gemeint sein, der Erstgeborene aller Kreaturen, der Anfang der Neuschöpfung Gottes, die durch Seine Auferstehung schon in Wahrheit begründet ist.

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 Somit ist die christliche Freude etwas ganz anderes als nur jenes geduldige Warten der Gläubigen des Alten Testaments, die wir bewundern mußten. Die christliche Hoffnung ist die jetzt schon durch den heiligen Geist, durchs Wort in uns gewirkte feste Gewißheit, daß das Heil, das wir schon im Glauben haben, daß das Reich Christi, dem wir in Liebe dienen, seine Vollendung ganz gewißlich finden wird. So erwächst die christliche Hoffnung aus dem Glauben und der Liebe zugleich, wie das in der vorhin mitgeteilten schönen Darlegung von Harleß ausgesprochen war. Der Glaube erfaßt jetzt schon das vorhandene Heilsgut, die Liebe gibt sich jetzt schon Gott und Seinem Reich dienend hin, aber die Hoffnung ist dessen gewiß, daß das Heil auch zur Vollendung kommen wird und daß das, was Gegenstand unserer Liebe ist, obwohl wir es nicht völlig und ganz besitzen, einst uns nicht fehlen kann. So hören wir auch durch den Apostel Petrus schon davon, daß wir an Jesum glauben, obwohl wir Ihn nicht sehen. Er nennt ihn den, den wir nicht sehen und doch lieb haben und den wir einst sehen werden mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn wir das Ende unseres Glaubens einst davon bringen. Und so stützt sich