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Ihm, dem erhöhten Menschensohn, vom Vater die Einwirkungsmöglichkeit übertragen ist – dem erhöhten Menschensohn die sonderliche Herrschaft über die erlöste Menschheit.

 Macht ist ein Einfluß, den jemand zu üben imstande ist aus sich selbst heraus. In diesem Sinn spricht man von der Macht einer Persönlichkeit, von der Macht über die Gemüter, die Manchen zu Gebote steht. In diesem Sinn konnte der HErr Seinen Jüngern Gewalt geben über Dämonen oder Macht erteilen über sie; „Gewalt“, weil Er sie ihnen gab, „Macht“, weil der Einfluß, den sie sollten wirken können über die Geister, von ihnen selbst und ihrer Glaubens- und Geisteskraft ausgehen sollte. Das ist der Unterschied von Gewalt und Macht.

 „Stärke“, ist die Möglichkeit und das Maß des Einflusses nach außen oder der Einwirkung auf andere, die irgend einem zu Gebote steht.

 „Kraft“ bezeichnet das Innerste, den innersten Grund der Möglichkeit von Einwirkung auf andere oder der Betätigung nach außen.

 So verstehen wir unter Gnadenquellen die von Gott uns selbst zur Verfügung gestellten Möglichkeiten oder eröffneten Wege immer wieder Leben zu schöpfen von oben und Kraft ist das, was durch die uns von Gott geschenkte Gnad ein uns selbst gewirkt werden will zur Ermöglichung unserer Betätigung.

 Wenn wir von den Gnaden- und Kraftquellen für den Christenstand und Diakonissenberuf reden, womit anders könnten wir hier beginnen als mit der Gnadenquelle, aus der uns von Anfang an das geistliche Leben erstmals zuströmte, um dauernd in uns zu wirken, womit anders könnten wir beginnen als mit der heiligen Taufe, die auch ihrerseits eine Kraft in uns wirken will.

 Wir reden also heute:

 Von der Taufe und der aus ihr sich ergebenden Kraft neuen Lebens, ja täglicher Erneuerung.

 Daß die heilige Taufe eine grundlegende Bedeutung haben soll für das ganze Christenleben, auch für den Bestand der Kirche Gottes in der Welt, das ist leicht aus der Schrift zu erweisen. An der Schwelle des neuen Testamentes steht die Gestalt Johannes des Täufers, der sein vorbereitendes Werk mit einer Taufe beginnen sollte welche, wie er selbst deutlich sagt, Hinweis auf eine andere höhere Taufe – nicht nur mit Wasser, sondern mit dem heiligem Geist – gewesen ist. Der Anfang des Werkes Christi ist bezeichnet durch Seine Taufe, der Er sich selbst untergab und die dann für Ihn eine Geistestaufe geworden ist, eine Ausrüstung mit dem Geist im vollen Maß, den er dann wieder durch die von Ihm eingesetzte Taufe anderen, den Gläubigen, ermöglichen wollte. Der Anfang des Zeugnisses Christi, das erste eingehende Gespräch, das wir von Ihm besitzen durch das 4. Evangelium, ist das Gespräch mit Nikodemus bei seinem ersten Aufenthalt in Jerusalem nach Antritt Seines Amtes: Wovon handelt es