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zum Apostelamt! Er stellt ihnen vor Augen in dem wunderbaren Fischzug, was nun ihre Aufgabe sein soll und wie sie sich innerlich zu stellen haben, wenn ihnen irgend ein Erfolg beschieden ist: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch!“ Wie trägt er auch seiner Jünger Schwachheit! Er sagt ihnen immer wieder, obwohl sie es so oft vergessen, von seinem Leiden und Sterben und weiß auch Ernst zu gebrauchen, wo es nötig ist. Denken wir an Petrus und die Donnerskinder! Ja selbst von Judas spricht er mit einer gewissen Trauer. Er muß ihn im hohenpriesterlichen Gebet ausschließen aus der Reihe der Seinen; aber er tut es mit Trauer, spricht er doch vom verlornen Kind, durch das auch die Schrift erfüllt werden mußte. – Wie bezeugt sich diese heilige Liebe ferner in dem Verhalten des Herrn gegen die einzelnen, die er unter seine seelsorgerliche Führung nimmt. Denken wir an Nikodemus! Wie weiß er dem doch noch eingebildeten Schriftgelehrten gleich vom Anfang an scharf und doch freundlich entgegenzutreten: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen und wie bemüht er sich ihn zur Erkenntnis der höchsten Wahrheiten zu bringen! Oder denken wir an sein seelsorgerliches Gespräch mit der Samariterin am Brunnen, wo er so schön anknüpft an das Nahliegende und Gegebene, aber doch nachher, als das nicht fruchtet einen andern Weg einschlägt, indem er ihr Gewissen berührt durch Erinnerung an ihren Lebenswandel. Auf besonders starke Probe stellt er die Kananiterin, das syrisch-phönizische Weib, deren Glauben er dann hoch preist. Wie behandelt er auch den Königischen, so wie es notwendig war, um ihn zum Glauben zu führen allein an sein Wort.

 Im allerhöchsten Sinn aber ist die heilige Liebe des Herrn hervorgetreten in seinem Leiden und Sterben, doch davon soll im folgenden Vortrag die Rede sein.

 Aber einen Eindruck sollen wir doch davon gewonnen haben, daß Christus durch die Liebe Gottes und durch seine Liebe allein auf Erden erschien und daß dann durch ihn die heilige Liebe Gottes im höchsten Maße offenbar geworden ist in seinem Leben, Reden und Tun. Und so reden wir auch jetzt noch nicht davon, wie wir seine Liebe dankend erwidern sollen, aber sagen doch heute schon: Liebe dir ergeb’ ich mich, dein zu bleiben ewiglich.

Amen.
Ps. 81. Lied 280, 3. 4.